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Fehlgeburt - die Fortsetzung

Wieder eine Nachricht zu einem Thema, dass zwar kein Tabuthema mehr ist, aber dennoch Redebedarf verursacht. So stelle ich es gerade wieder fest.
Ich liege hier auf dem Sofa und habe nun meine 2. Fehlgeburt hinter mir.
Ich bin 30 Jahre (jaja ich weiß "sie sind noch jung", diese Antwort gehört ganz nach oben auf die gut gemeinten Ratschläge und Aussagen) und hatte in der 8. SSW diese Woche meine zweite Fehlgeburt. Ziemlich genau 5 Monate nachdem ich bereits im Januar in der 10. SSW das gleiche Theater mit Ausschabung durchmachen musste. Beide Male keine Herzaktivität und keine zeitgerechte Entwicklung.
Wieso ich das schreibe, ich weiß es ehrlich gesagt nicht, genauso wenig was es besser bzw. erträglicher macht. Ich erhoffe mir vielleicht insgeheim, dass ich mir mit jedem Wort ein kleines bisschen mehr Schmerz runterschreibe, aber wie so viele hier weiß ich, dass keine Träne, kein Wort und keine Umarmung diesen Schmerz in dem Moment lindern. Ich hatte so sehr gehofft nach dem Alptraum im Januar, diese Herausforderung nicht noch ein mal meistern zu müssen. Die fieseste Zeit in meinem Leben. Diese Bilder von dem Blick auf das leblose Ultraschall, der Blick und die Worte der Ärtzin, die darauffolgenden Untersuchungen und nicht zuletzt das liegen auf dem OP-Tisch und danach aus der Narkose aufzuwachen und plötzlich nicht mehr schwanger zu sein. Es lähmt mich der Gedanke zurück an das erste Mal und die leider aufgefrischten Erinnerungen von Gestern tun ihr übriges. Ich weiß, ich bin nicht allein und ich weiß auch, dass es viel schlimmere Schicksale gibt. Mit jedem Tag der Schwangerschaft wächst die Bindung zu dem "Klümpchen" oder wie auch immer man das heranwachsende Wunder nennen mag. Es gibt Frauen die weitaus stärker sein müssen und ich ziehe den Hut vor jeder Einzelnen. Sprüche wie "Zeit heilt alle Wunden" oder "alles hat seinen Grund", etc. habe ich zu genüge gehört und natürlich macht es jeder Tag ein winziges Stückchen besser und es gibt gute und weniger gute Tage, aber momentan muss ich wieder durch die weniger guten...nach außen hin die Fassung wahren und in den ruhigen Momenten auch mal schwach sein. Statistiken verwerfe ich mittlerweile, die Risiken sind höher, gleich oder sonst wie...ich hatte einfach nur gehofft diesmal auf "der anderen Seite" zu stehen und mit einer Fehlgeburt genug gemeistert zu haben. Tja falsch gedacht, nun heißt es stark sein und bleiben und die kleine Hoffnung an "alle guten Dinge sind 3" nicht zu verlieren. Vielleicht gibt es auf diesem Gleichgesinnte und/oder Tipps zum Aufbauen, vielleicht auch einfach nur jemanden, der sich meine Geschichte durchgelesen hat - danke fürs "Zuhören" in diesem Fall...ein kleines Stück hat das loswerden meiner eigenen Geschichte vielleicht schon geholfen.
Bisherige Antworten

Re: Fehlgeburt - die Fortsetzung

Liebe Wunderbar,

in deinen Zeilen konnte ich mich wiederfinden, mir ist das Gleiche passiert- auch 2x. Ich denke noch heute oft daran, weil ich mir immer vor Augen halte, welch ein Glück ein gesundes Baby ist und es ist keine Selbstverständlichkeit- egal wie alt man ist.

Ich möcht dir aber Mut machen, nach den beiden FG's hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, mein Wunder ist jetzt 6 Monate alt. Ich bin 40- also meine biologische Uhr hat schon kräftig getickt.

Mein Arzt hat mir damals gesagt, wenn Sternchen so früh ziehen hat es einen bestimmten Grund- sie sind schwerkrank. Dieser Gedanke, hat mir sehr geholfen diese schlimme Zeit zu überstehen. Aber, alleine wenn ich jetzt dran denke, treibt es mir Tränen in die Augen, weil es mir einfach heute noch weh tut

Lass den Schmerz raus, wenn dir danach ist. Pfeif auf die blöden gut gemeinten Kommentare! Wenn jmd so etwas nicht erlebt hat, kann er es nicht verstehen.

Und du hast recht, es ist kein Tabuthema und trotzdem sind wir alle anonym in diversen Foren unterwegs :-(

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute- viel Kraft für die nächste Zeit.

GLG Hoffnung

Re: Fehlgeburt - die Fortsetzung

Liebe Hoffnung,
ich danke dir sehr für deine berührenden Zeilen und die machen im wahrsten Sinne des Wortes Hoffnung. Glückwunsch zu deinem kleinen Wundermensch, ich hoffe mir ein Vorbild an dir nehmen zu können :) Du hast recht, es ist absolut keine Selbstverständlichkeit, auch wenn ich mir dessen noch vor einem Jahr gar nicht so bewusst war. Gefühlt hat oder bekommt jeder im Umfeld Kinder und die Schicksale, die dann doch manchmal dahinter stecken, bleiben oft unbemerkt.
Bei meiner ersten Fehlgeburt habe ich hin und wieder einige Schicksale von anderen gelesen, aber mich nie selbst zu Wort gemeldet. Jetzt tut es doch irgendwie gut, zum Einen die Bestätigung nicht alleine zu sein und zum Anderen zu hören, dass das "Happy End" manchmal einfach nur mehrere (wenn auch sehr schmerzhafte) Anläufe braucht.
Darf ich fragen, ob du nach dem zweiten Mal einfach wie bisher weitergemacht hast oder irgendwas anders gemacht hast? Meine Ärtzin hat mir z.B. ein Gespräch mit einem Humangenetiker empfohlen, um zumindest irgendwas proaktiv zu tun.

Re: Fehlgeburt - die Fortsetzung

Liebe Wunderbar,

darum schätze ich dieses Forum sehr- man ist einfach nicht alleine. Auch ich wurde hier aufgefangen und mir wurde Mut zugesprochen, in einer Situation in der ich es sehr brauchte.

Nein, ich war bei keinem Humangenetiker - mein Frauenarzt hat mir ein Gelbkörperhormon verordnet, welches ich ab Beginn der Schwangerschaft genommen habe und Schilddrüsentabletten, mehr nicht. Für das Gelbkörperhormon habe ich aber keine Untersuchungen gemacht, ich habe einfach meinem Arzt vertraut. Ich glaube nicht, dass du dich verrückt machen solltest. Lass dich nicht stressen, versuche es einfach weiter ohne Druck- denn diesen baust du ganz schnell auf und dann versteifst du dich- keine gute Idee...

;-)

Re: Fehlgeburt - die Fortsetzung

und ich bin nicht alleine....

ich kann dir nicht in worten sagen, wie dankebar ich für deinen artikel bin. du sprichst mir aus der seele. am mittwoch hat man mir meine kleine erbse in der 7 ssw raus geholt. eileiterschwangerschaft. der moment nach der op, auf diesen tisch/bett zu liegen und von der frauenärztin die fotos zu gesehen bekommen, was man da "rausholt" war einer der schlimmsten momente in meinem leben.

und ich habe schon ein paar schicksalsschläge hinter mir. ich frage mich: wird dieser schmerz weniger? ich habe tolle freunde die mir helfen, aber ich habe angst dass ich nie wieder die alte sein werde. dieser schmerz hat keine worte für mich. diese verzweiflung. ich will von diesen alptraum aufwachen. ich will mein kleines wunder zurück.

wann habt ihr angefangen wieder zu arbeiten? gibt es besondere tipps um sich abzulenken? habt ihr euch hilfe geholt? ich arbeite auch noch in einer babykrippe. im moment kann ich es mir nicht vorstellen zu arbeiten.

wird dieser schmerz weniger?

:(

Re: Fehlgeburt - die Fortsetzung

Liebe mariposa,

danke fürs Antworten...die Welt kann ungerecht sein. Verdammt ungerecht und es ist, als würde man einem die Luft zum atmen nehmen. Warum können andere problemlos gesunde Kinder bekommen und wahllos werden anderen solche Felsbrocken in den Weg gelegt?! Ich gönne jedem das Glück von Herzen und möchte gar nicht "neidisch" sein, aber ich möchte doch nur auch das gleiche Glück haben, ohne diese schrecklichen Umwege.
Und jeder Trost und jede Träne werden es nicht leichter machen...es ist eine beschissene Herausforderung im Leben, die wir gezwungen werden zu meistern, mit uns selbst und ganz alleine...einfach doch weiteratmen, weil es halt so sein muss. "Du bist so stark"...ja, weil ich keine andere Wahl habe, weil ich muss.

Ich habe auch ein tolles Umfeld, die wichtigsten Menschen wussten es auch beim zweiten Mal wieder, meine Eltern diesmal nicht - es kann einfach auch belastend sein getröstet werden zu müssen und die Blicke und Worte, das gut gemeinte Mitgefühl, brauchen auch ihre Kraft.
Mit meinem Partner darüber zu reden, ist auch nicht das was es heilt. Er ist absolut für mich da, nimmt mich in den Arm, umsorgt mich, aber gemeinsam verarbeiten tut es doch jeder auf seine Art. Er hat ebenfalls diesen erneuten Verlust, aber für ihn ist "es" einfach vom einen auf den anderen Tag nicht mehr da und es geht weiter, ich hatte es im Körper, werde die Bilder und Erlebnisse an die Untersuchungen und das damit Verbundene immer im Kopf haben und das Kopfkino ist leider das was bleibt.

Nach dem letzten Mal und auch dieses Mal werde ich ziemlich direkt wieder arbeiten gehen. Ich war beide Male nur zwei Tage "krank" und hatte jetzt noch das Wochenende zum vergraben. Ab morgen heißt es dann wieder: Vorhang auf und gute Miene zum bösen Spiel. Einerseits ist es die absolute Folter so zu tun, als wäre alles in Ordnung und die Welt dreht sich ganz normal weiter, andererseits ist es glaube ich gut, dass da was irgendwo zum Weitermachen zwingt. Natürlich gibt es Momente, da könntest du einfach um die Ecke gehen und laut losweinen, aber ich hoffe auch, dass ich das diesmal wenigstens auch wieder auf zuhause verschieben kann. In einer Babykrippe zu arbeiten, macht das Ganze natürlich nicht leichter, man ist mit dem Glück der anderen konfrontiert und muss selbst diesen Schmerz erleiden. Bei mir weiß eine Person auf der Arbeit Bescheid, dass hilft mir sehr, sollte ich schwach sein, weiß sie wieso. Vielleicht geht das auch bei dir? Ansonsten kann ich rückblickend betrachtet sagen, dass es eine Art Insel ist, auf der Arbeit den Schein zu wahren (unabgestritten, dass es wirklich schwer ist) und davor schützen kann, nur zu trauern.

Ich habe auch nach dem ersten Mal hier und da in Foren als stiller Zuhörer mitgelesen und ja, es passiert so vielen das gleiche grausame Schicksal und so viele bekommen positiven Zuspruch oder einfach nur ein Gehör. Vielleicht war es das, was mich dazu bewogen hat, auch mal "aktiv" zu schreiben und ich glaube dieses Loswerden der Gedanken und das Verstehen dieser Gefühle tut dann doch irgendwo gut. Und ich habe die Hoffnung, dass es mir persönlich hilft, diesen Teil als Kapitel zu akzeptieren - da es sich gerade grausamerweise wiederholt, ist dies mein Versuch damit klarzukommen, mein ganz persönliches Weiteratmen.

Ich drück dich unbekannterweise und hoffe so stark, dass du, ich und ganz viele andere kraftvoll im Verarbeiten sind.

Re: Fehlgeburt - die Fortsetzung

Es gehört jetzt zu unserer Geschichte. Natürlich hätten wir es uns anders gewünscht und nicht alles was einen nicht umbringt macht einen wirklich stärker. Denn es gehört keine Stärke zu diesen Erfahrungen und auch nicht zum emotionalen verarbeiten.
Doofe Sprüche oder gut gemeinte Ratschläge bekommt man leider ungefragt von jeder Seite.

Auf jeden Fall wird es einfacher, bei mir sind die Wunden bei der zweiten FG sogar schneller geheilt als bei der ersten.
Und trotz Blutungen bis in die 10. Woche kann ich meine jetzige SS seit dem fünften Monat wieder voll genießen und erfreue mich gerade am Beginn des Mutterschutz.

Ich bin eigentlich auch ein Mensch der Zahlen, aber ich habe mich auch von der Frage ob ich jetzt ein größeres Risiko in der SS habe frei gemacht. Kopf hoch und alles Gute!

Re: Fehlgeburt - die Fortsetzung

Hallo,

Ich habe vor 4 Wochen auch meine 2 Fg hinter mir. Bei der ersten in der 10 Woche. Embryo hat sich nicht weiterentwickelt. Und jetzt in der zweiten ein Windei. Fruchthöhle mit Dottersack aber hat sich halt nix entwickelt. Ich weis es war,, nur'', ein Windei aber es tut trotzdem sehr weh. Ich kann dich absolut verstehen und das was du durchmachst. Es ist ein schreckliches Gefühl. Ich kanns gar nicht beschreiben. Ich war so voller Hoffnung, dass es diesmal klappt. Und dann wieder nichts. Bin 26 und eigentlich gesund. Und die ganzen Sprüche von wegen,, Das klappt schon'' und,, Sowas passiert'' helfen nicht gerade. Ich beneide auch die Frauen, die das so toll schaffen es gut zu überwinden. Nur ich schaffe es einfach nicht. Bin auf der Suche nach Psychologischer Hilfe und möchte auch diverse Untersuchungen machen. Denn ein drittes mal eine Fg will ich nicht. Und momentan fehlt auch einfach die Kraft zu vielem. Aber ich bin froh, dass es nicht nur mir so geht und andere diese Gefühle verstehen können.
Lg Claudi
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