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Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Hallo ihr Lieben,

ich erlebe momentan meine 2. Fehlgeburt (9. SSW) :-( Wie schlimm das für mich und meinen Freund ist, muss ich glaub ich nicht erwähnen... Es ist einfach nicht in Worte zu fassen und niemand, der nicht selbst schon betroffen war, kann nachvollziehen, was wir fühlen. Leider sehe ich mich nach der erneuten Ausschabung nicht in der Lage, nach diesem Erlebnis direkt wieder zu arbeiten und würde mich gerne für 1-2 Wochen aus dem Verkehr ziehen lassen. Wie habt ihr das an euren Arbeitgeber und an eure Kollegen kommuniziert?

Unter keinen Umstände möchte ich, dass mein Arbeitgeber und meine Kollegen erfahren, was wirklich los ist. Ja, ich weiß, dass man grundsätzlich nicht sagen muss, dass man operiert wurde, warum und weshalb man krank war. Aber ihr könnt euch vorstellen, dass das im Team nicht gut ankommt, wenn man gefragt wird, was man hatte, und man daraufhin sagt: "Ich wurde operiert, möchte aber nicht darüber sprechen, danke!". Da kann sich dann sowieso jeder denken, was los ist, zumal auf der AU ja auch der Gynäkologe als Arzt drauf steht und auch die Bestätigung über den Krankenkhausaufenthalt den Stempel von der Frauenklinik trägt... Deshalb eine Frage: Gibt es andere gynäkologische Fälle, in denen eine recht akute OP (also innerhalb von 1-2 Tagen) notwendig ist und bei der man 1-2 Wochen krank geschrieben ist? Wie habt ihr das gehandhabt?

 

Liebste Grüße

Anna.

Bisherige Antworten

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Hallo liebe Aurora,

ich hatte letztes Jahr im April auch eine Fehlgeburt in der 9ssw.

Ich weiß,wie du dich fühlst und wie schlimm es ist, besonders wenn man leider noch kein Kind hat,das belastet einen noch zusätzlich,zumindest geht es mir so.

Bei mir hat es wirklich jeder auf Arbeit gewusst,da ich einen Schonplatz bekommen musste und da hat es jeder mitbekommen.

Es war mir auch sehr unangenehm wieder auf Arbeit zu gehen,ich habe mich ehrlich gesagt geschämt und wusste nicht wie ich mich verhalten soll.

Aber es haben sich alle anständig benommen und haben mir auch Zeit gelassen.

Am Anfang wussten die Männer gar nicht,wie sie mit mir umgehen sollten,aber das hat sich dann auch nach 2 Wochen wieder gegeben.

Ich habe mich 4 Wochen von meiner Frauenärztin krankschreiben lassen.

Ich habe das gebraucht und das hat sie mir auch zugestanden.

Zumal ich auch 2 Wochen geblutet habe nach der Ausschabung und ich so nicht auf Arbeit rumrennen wollte.

Nimm dir dir Zeit die du brauchst!

Das ist ganz wichtig,aber jeder verarbeitet das anders.

Vielleicht ist es sogar besser wenn man drüber redet?

Ich habe ganz viel drüber geredet,aber ich kann dich auch verstehen,wenn man das nicht jeden auf die Nase binden will.

Hat man eine Vermutung woran es gelegen haben könnte?

Auf alle Fälle wünsche ich dir und deinem Freund viel Kraft! :IN LOVE:

LG

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Hallo Reenilein,

vielen Dank für deine liebe Nachricht. ❤️

Darüber sprechen hilft auf jeden Fall. Ich habe einen ganz tollen Mann an meiner Seite und eine tolle Familie, die immer ein offenes Ohr für mich haben. Für den Kollegenkreis ist mir dieses Thema jedoch zu intim/privat. Außerdem werden momentan immer wieder Mitarbeiter entlassen - wenn die Firma mitbekommt, dass bei mir aktuell ein Kinderwunsch besteht, bin ich eine der Nächsten, die fliegt. Darum muss ich mir irgendeine Notlüge zurecht legen, die glaubhaft rüberkommt und auch die Krankschreibung von 1-2 Wochen rechtfertigt.

Bei der letzten Ausschabung war ich noch in einer anderen Firma tätig. Ich habe dort gesagt, dass es mir wieder gut geht und ich nicht über das Geschehene sprechen möchte. Damit hab ich mich selbst ins Abseits befördert, die Kollegen wirkten eingeschnappt und haben mich seitdem ganz komisch behandelt. Den selben Fehler möchte ich jetzt nicht noch mal machen.

Woran es liegt, weiß man nicht. Ich bin schon Mitte 30, übergewichtig, leide an Hashimoto (Schilddrüsenunterfunktion) und eine Frauenärztin, bei der ich vor vielen Jahren war, meinte anhand einer Ultraschalluntersuchung, dass ich PCOS habe und somit nicht so leicht schwanger werden kann. Dem war aber nicht so. 6 Wochen nach Absetzen der Pille hab ich positiv getestet, 3 Monate nach der letzten Ausschabung wurde ich wieder schwanger, mein Zyklus ist außerdem sehr regelmäßig. Trotzdem gibt es bei mir sicherlich ein paar Baustellen, die man überprüfen kann/muss, um einer erneuten Fehlgeburt hoffentlich vorzubeugen. :( Habe mit meiner Ärztin bereits drüber gesprochen, wir werden in Kürze schon mit den ersten Untersuchungen beginnen.

Wie geht es dir denn mittlerweile? Hast du die erste Fehlgeburt einigermaßen verarbeiten können? Ich hoffe, du hattest auch viele liebe Menschen an deiner Seite, die in dieser schweren Zeit für dich da waren. Es ist wirklich der Horror, gerade dann, wenn man noch keine Kinder hat.

Hast du denn seitdem versucht, wieder schwanger zu werden? Und hat man bei dir eine Vermutung, woran es lag?

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute. ❤️

Ganz liebe Grüße,
Aurora.

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Hallo Aurora,

Das ist leider sehr schlimm,dass das in deiner Firma so negativ aufgenommen worden ist und ich kann dich verstehen,dass du das nicht erzählen willst.

Ich hätte es am liebsten auch keinen auf Arbeit erzählt,aber bei mir ging es nicht anders.

Aber wie gesagt,waren die Frauen und Männer sehr nett zu mir und die Frauen kamen gleich auf einen zu.Mit den Männern hab ich eher nicht darüber geredet.

Hm,wie hab ich das verarbeitet...ist ne gute Frage.

Bei mir ist es ein auf und ab.Wir probieren seit August letzten Jahres wieder schwanger zu werden und es klappt nicht mehr.

Davor hat es nach 2 oder 3 ÜZ geklappt.

Ich habe eine Schilddrüsenunterfunktion,aber sonst war alles gut bei mir.Woran es bei mir gelegen haben könnte,konnte mir auch keiner sagen.

Doch jetzt funktioniert nach der Fehlgeburt nichts mehr,meine Zyklen sind lang und unregelmäßig.

Jetzt hab ich auch angefangen Temperatur zu messen,aber da habe ich auch keine Traumkurven.

Ich messe aber auch oral und arbeite in Schichten und da ist es eh manchmal verfälscht,also brauch man darauf vermutlich auch nicht alles geben.

Ich muss jetzt zum Bluttest beim nächsten Zyklus,weil da meine Hormone kontrolliert werden sollen,ob alles in Ordnung ist.

Aber ich find es auch nicht fair,davor hat alles ohne Probleme geklappt,da habe ich nichts von dem Schnick Schnack gemacht.

Habe beim Kinderwunsch noch nicht mal vorzeitig die Folsäure Tabletten eingenommen und trotzdem hat alles schnell geklappt.

Jetzt ist meine einzigste Hoffnung noch Mönchspfeffer,den ich seit kurzem einnehme,dass dieser meinen Zyklus vielleicht erstmal normalisiert. Habe sehr viel gutes drüber gelesen.

Meine Familie und mein Partner waren sehr für mich da,am meisten hat mir mein Partner geholfen.

Eine Freundin hat mir auch zugehört,aber diese möchte keine Kinder und da ist das auch nicht so ihr Thema.

Meine damalige beste Freundin,die selber Mutter geworden ist,hat mich hingegeben liegen lassen.

Sie hat nicht nachgefragt wie es mir geht und hat den Kontakt abgebrochen und denkt nur an sich.

Als Begründung hat sie genannt,dass sie mich ja schonen wollte.Was alles Quatsch ist.Wenn gute Freunde leiden,will ich ihnen helfen,aber da weiß man wenigstens auf wen man sich verlassen kann und auf wen nicht.

Ich habe mich danach aber noch mehr wie eine Aussetzige gefühlt.

Manchmal habe ich alles so satt und würde am liebsten diese ganzen Gedanken ausblenden endlich wieder schwanger zu werden.

Am liebsten keine Temperatur mehr messen.

Oder Tabletten einnehmen.

Oder Tests mit mir machen lassen.

Alles Gute Dir und LG

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Hallo Reenilein,

erst mal tut es mir sehr leid, dass es bei euch bisher noch nicht wieder geklappt hat. Seit August sind zwar gerade erst mal 5 Monate vergangen, aber trotzdem versteh ich deine Bedenken und deine Angst. Viele sagen ja, dass es hilft, wenn man den Druck rausnimmt und den Kopf frei macht. Quasi weg von dem verkrampften "Ich möchte/muss jetzt unbedingt wieder schwanger werden" hin zu einem entspannten "Es kommt alles zu seiner Zeit". Aber das ist natürlich auch wieder leichter gesagt als getan. :(

Von Mönchspfeffer hab ich auch schon gehört. Ich hoffe, dass er auch dir dabei helfen wird, deinen Zyklus zu normalisieren.

Eine Schilddrüsenunterfunktion an sich ist nicht problematisch, solange man gut eingestellt ist. Zumindest war das die Aussage von meinem Gynäkologen und auch vom Hausarzt. Er meinte sogar, wenn irgendwas mit der Schilddrüse im Argen wäre, dann würde man gar nicht erst schwanger werden. Gehst du denn regelmäßig zur Kontrolle? Der TSH sollte ja idealerweise unter 2 liegen, dann stünde zumindest seitens der Schilddrüse nichts im Wege.

Das mit deiner besten Freundin tut mir auch sehr leid und das war sicherlich ein Schlag ins Gesicht. Verstehe gut, dass du dich da wie eine Aussetzige gefühlt hast. Vielleicht könnt ihr euch ja doch noch mal aussprechen und wieder zueinander finden? Es ist schlimm, wenn gerade zu solch einer schweren Zeit die beste Freundin "wegbricht".

Ich wünsche dir von Herzen alles erdenklich Gute.

Alles Liebe
Aurora

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Liebe Aurora,danke für deine aufmunternden Worte:-)

Ja,ich habe erst vor kurzem meine Schilddrüsenwerte durchchecken lassen und der Hausarzt meinte, wenn was nicht stimmen würde,dann würde er sich melden und das tat er nicht,also nehme ich an,dass alles in Ordnung ist.:-X

Zuletzt war mein Wert bei 1,23.

Aber meine Frauenärztin will das dann eh nochmal kontrollieren,wenn Blut abgenommen wird und gegebenfalls korrigieren,weil sie sagt,bei nem Kinderwunsch wird wohl meistens eh anders eingestellt,aber mal abwarten.

Und mit der Freundin will ich ehrlich gesagt nicht mehr reden,weil die Enttäuschung einfach zu groß ist.

Ich muss sagen,dass mich Mönchspfeffer sehr optimistisch stimmt,ich glaube das das wirklich funktionieren könnte:-)

Manchmal reicht vielleicht schon die Überzeugung,dass es mal wieder funktionieren könnte:-)

Meine Frauenärztin meinte,dass wenn es schon mal auf normalen Wege geklappt hat,wird es das wieder.

Ich habe mir vorgenommen,dass ich in der nächsten Schwangerschaft, zur Anfangszeit niemanden davon erzähle.

Mein Partner wäre der Einzigste,dem ich das sagen würde.

Ich hoffe,dass sich auch bei dir alles aufklären wird und du eine glückliche und ruhige Schwangerschaft haben darfst.

Liebe Grüße :-)

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Liebe Anna,

es tut mir leid, dass auch du nun zu uns betroffenen gehörst. Mein herzliches Beileid! Wir mussten unseren Knirps in der 18. SSW gehen lassen. 

Bis dahin wusste natürlich jeder von der Schwangerschaft. Im nachhinein bin ich so froh darum, denn wäre es, wie bei dir und vielen anderen, in der Frühschwangerschaft zur Fehlgeburt gekommen, hätte ja kaum einer davon gewusst. Aber wir hatten unser Kind verloren! Und dafür muss man sich auf keinen Fall schämen oder verstecken! 

Ich kann Reenilein nur beipflichten: reden hilft! Das musst natürlich letztlich du entscheiden, aber ich kann dir nur Mut machen. Erst dann merkt man, dass es so viele Betroffene gibt. Natürlich sind auch immer welche dabei, die keine Fehlgeburt erlebt haben. Von solchen kommen dann auch Sprüche wie: du/ihr seid noch jung, das wird schon! Oder, oder, oder. Da hab ich dann einfach auf Durchzug geschaltet und mir gesagt, dass sie auch nur helfen wollen, aber nicht wissen, wie. 

Aber solche, die das selbst erlebt haben, wurden bei mir zu echten Helfern. Es brauchte kaum Worte, sie verstanden einfach, hatten den gleichen Schmerz erlebt. Es kam mir immer so vor, als wenn dadurch, dass ich meinen Schmerz mit ihnen teilen konnte, er bei mir geringer wurde. Ich hab mit so vielen Betroffenen in meinem Umkreis, wie möglich geredet. 

Solltest du aber bei deiner Meinung bleiben und es nicht erzählen wollen, könntest du ja sagen, dass du ein Myom oder eine Zyste hattest, auch Eileiterschwangerschaft wäre eine Möglichkeit. 

Ich hatte ebenfalls 4 Wochen Zeit zur Verarbeitung. Nimm dir die Zeit, die du benötigst! Das ist ganz, ganz wichtig! 

Du kannst mir gerne auch per PN schreiben, falls dir noch was auf dem Herzen liegt. 

Ich weiß, wie du dich fühlst! Bleib stark, denn das bist du! Versuche, durch den Schmerz durch zu gehen, nur dann kannst du heilen.

Ich wünsche euch alles Gute, viel gegenseitige Kraft und Liebe! Ihr schafft das!

Herzlichst,

Hope

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Liebe Hope,

vielen Dank für deine lieben Worte. Auch dir mein herzliches Beileid. :( Man denkt ja immer, dass der Spuk ab der 12. Woche vorbei ist und man sich dann in Sicherheit wiegen kann, aber ich hab jetzt im Internet schon sehr viel von späteren Fehlgeburten gelesen und stelle mir das sooo schlimm vor. :( Natürlich ist es immer tragisch, wenn man sein Kind verliert, aber ich denke, je später das passiert, desto schwerer kann man das Ganze verarbeiten. Darf ich fragen, wie lange es bei dir schon zurückliegt?

Reden hilft wirklich und es gibt auch ein paar enge Freunde, die wir wenige Wochen nach der 1. Fehlgeburt eingeweiht haben. Allerdings ist niemand selbst betroffen und kann daher nicht nachvollziehen, wie es uns damit geht. Man hört nur die üblichen Sätze wie "Ach, das klappt schon noch!" oder "Eine Freundin von einer Freundin musste auch 3 Mal ausgeschabt werden, bis es dann letztendlich funktioniert hat, das wird schon!" ... Betroffene im Umkreis gibt es bei mir also nicht wirklich, bleibt nur das Internet. Zumindest aber haben wir durch das Erzählen weiteren Anspielungen wie "Na, wann ist es bei euch so weit mit Nachwuchs?" ein Ende gesetzt. Das war nämlich auch immer ein Schlag ins Gesicht. Aber wie schon erwähnt, habe ich einen ganz tollen Partner an meiner Seite, zusammen stehen wir das sicherlich durch und ich hoffe, dass auch wir irgendwann unser kleines Wunder im Arm halten dürfen.

In der Arbeit werde ich sagen, dass ich eine Zyste hatte, die schnell entfernt werden musste. Muss mich nur noch entsprechend in das Thema einlesen, damit ich glaubhaft rüberkomme, falls ich irgendwelche Fragen beantworten muss (diese werden nämlich sicherlich kommen).

Nochmals vielen Dank für deine Worte. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute.

Liebe Grüße
Aurora

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Liebe Aurora,

ja, auch wir dachten nach der 12. Woche wäre man sicher. Allerdings bekam ich in der 10. SSW schon Schmierblutungen, die mich sofort bis in's Mark erschreckten. Von da an war die Angst um unseren Knirps stets präsent. 

Ja klar war eine Fehlgeburt in der 18. SSW schrecklich. Allerdings muss ich rückblickend sagen, wäre für mich eine FG im frühen Stadium viel schlimmer gewesen. Aus mehreren Gründen:

- Es hätten sicherlich nur unsere Eltern und Geschwister gewusst. Bei allen anderen hätte ich womöglich geschwiegen. Das wäre noch viel schlimmer gewesen, weiß ich jetzt.

- Ein möglicher Satz von Dritten wie: "Es hat doch noch gar nicht richtig gelebt." hätte mich viel zu tief verletzt. Je nachdem, von wem der gekommen wäre, wäre eine weitere Beziehung zu dieser Person wahrscheinlich abgebrochen. Durch die späte FG kam dieser Satz natürlich nie. Dafür bin ich sehr dankbar.

- Wir konnten uns zumindest halbwegs verabschieden. Auch wenn wir uns natürlich mit diesem Thema bis dahin nie auseinandergesetzt hatten, half mir mein Instinkt. Ich wollte unseren Sohn unbedingt sehen. Er war zwar nur 14 cm groß und wog 110 Gramm, aber er war so perfekt in seiner Winzigkeit... welch ein Wunder - auch hier. Bis zu den Pünktchen großen Fingernägeln war einfach alles dran. ;-) Durch das Hämatom hatte er keine Chance. Das wog nämlich zur Geburt über 300 Gramm. 

- Unseren Knirps und mich verbindet etwas für uns besonderes: ich brachte ihn natürlich zur Welt. Meine Tochter kam 2011 per Kaiserschnitt und auch mein zweiter Sohn musste 2018 so geholt werden. Ich hatte echte Wehen (bei meiner Tochter nur eingeleitete - furchtbar!) für circa 8 Stunden, hatte den Moment, in dem man sagt: ich kann nicht mehr! - und den Verzicht der Schmerzen nach einer Bauch-OP. Rückblickend war das für mich eine schöne Geburt - so absurd das auch klingt. Aber mein Körper, meine Seele und mein Geist haben in diesen Stunden gut zusammengearbeitet, darauf bin ich stolz. 

Das war am 22.11.2016. Es liegt also schon eine kleine Weile zurück. Die anschließenden Wochen allerdings waren geprägt von tiefer Trauer. Doch für mich war klar, ich wusste: ich muss dadurch gehen und darf es nicht verdrängen, wenn ich heilen will. Schließlich war auch gleich klar, dass wir es wieder versuchen wollten. 

In der Trauer hat mir einiges geholfen: reden natürlich, ich habe in einem kleinen Tagebuch die Schwangerschaft, die Geburt und auch die Zeit danach festgehalten. Ich schreibe hin und wieder immer noch rein, z. B. am ET oder am Geburtstag. Oder auch zwischendurch, z. B. hab ich ihm erzählt, dass er jetzt auch einen Bruder bekommen hat. 

Außerdem hat er einen Platz auf der Fensterbank in der Küche (ein gerahmter passender Spruch, einen kleinen verschmitzten Engel mit einem Blumenstrauß in der Hand und Platz für frische Blumen. Ich hatte mal gelesen, dass für jede für ihn vergossene Träne eine Blume im Himmel wächst. So bekomme ich "von ihm" einen Strauß wieder zurück. ;-))

Auch auf meinem Schreibtisch habe ich Erinnerungen stehen. Ein gerahmtes Foto von uns zu dieser Zeit. Ich war dort schwanger, natürlich sieht man es nicht, weil es noch ganz am Anfang war. Für jeden Fremden ist es ein Familienfoto zu dritt, aber ich weiß ja, dass wir zu viert waren zu dem Zeitpunkt. Eine kleine Laterne mit Sternenmotiv und eine Karte.

Weiterhin habe ich auch ein Bild gemalt, das hängt jetzt in unserem Schlafzimmer. Es zeigt einen Baum, von dem ein Blatt im Fallen ist. In Anlehnung an das Gedicht:

Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,

von vielen Blättern eines,

Es ist ein Blatt, man merkt es kaum,

denn eines ist ja keines.

Doch dieses eine Blatt allein

war Teil von unserem Leben.

Drum wird dieses eine Blatt allein

uns immer wieder fehlen. 

- Susanne Klemt -

 

Ich habe noch einige sehr schöne Kurztexte und Sprüche im Netz gefunden. Die helfen mir auch.

Und ich schreibe hin und wieder hier im Forum, wenn mich ein Beitrag "ruft" - wie deiner. ;-) Und jedes Mal wird die Trauer ein kleines bisschen weniger. Sie wird nie ganz verschwinden, das ist mir klar. Aber das ist ja auch in Ordnung so. Ich bin dankbar für alle meine 3 Kinder. Und ich bin mir sicher, dass, wenn ich sterbe, mein Knirps und ich wieder vereint werden. Es ist schon eine ganz besondere Beziehung zwischen uns. Hier gibt es nur Liebe. Punkt. Nichts anderes: kein Meckern, kein Schimpfen, keine Sorge, kein Leid, kein Alles-Lernen-Müssen, keine Enttäuschung, die ganzen harten Dinge dieser Welt blieben ihm erspart. 

Ich wünsche dir/euch, dass auch bei euch letztlich nur die Liebe zu eurem Kind übrig bleibt. Denn nur wer voll Liebe ist, denke ich, zu dem wird auch gerne ein weiteres Kindchen kommen. Und hoffentlich dann auch bleiben. ;-)

Alles Gute für euren Weg, bleibt positiv!

Hope

 

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Liebe Aurora,

zuerst einmal mein aufrichtiges Beileid!

Es ist (fast) egal, zu welchem Zeitpunkt man sein Baby verliert und leider immer sehr schmerzhaft! Fragen nach dem Warum und Wieso ständig im Kopf und man möchte am liebsten "aufwachen aus dem Albtraum"...

Da ich genau wie du nix auf Arbeit erzählen wollte (arbeite als Projektleiterin in einer absoluten "Männerbranche" ), habe ich ein Myom "vorgeschoben" bei beiden Fehlgeburten...und da ich fast nur mit Männern zusammenarbeite, hat auch keiner näher gefragt...

Privat bin ich sehr offen damit umgegangen und das Reden hat mir sehr geholfen...dann bekommt man auch erstmal mit, wie häufig das eigentlich vorkommt.

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und dass euer Traum vom eigenen Kind irgendwann wahr wird!

Sei lieb gegrüsst Andrea

Re: Fehlgeburt: Was habt ihr den Kollegen erzählt?

Hallo!

Auch ich kann mitfühlen, wie es dir gerade geht. Ich hatte eine Eileiterschwangerschaft und musste am 1.1. (7. SSW) operiert werden. Für uns ist eine Welt zusammengebrochen.

Es wissen nur ganz wenige davon und ich kann verstehen, dass du das in der Arbeit nicht breittreten willst.

Ich habe erzählt, dass ich den Blinddarm rausbekommen habe. Und das hat super funktioniert. 

Lg 

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