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Turbogeburtsbericht Jannik (sehr lang!!!)

Geburtsbericht:

 

Am 10.1.18 war ich noch lange mit dem Hund draußen und ein paar Babysachen besorgen.

Um 19.00 Uhr überfiel mich ein rießen Hunger und ich verputzte eine Packung Tortellini. Und um 20.00 Uhr viel ich wie ein Stein ins Bett. Lange hatte ich keine 2h am Stück mehr durchgeschlafen, normalerweise muss ich alle halbe Stunde auf die Toilette.

Am 22.00 Uhr begann das WC-Rennspiel, nur das ich komischerweise wie von einem Schatten von meinem Hund begleitet wurde, den das die Monate zuvor völlig kalt gelassen hatte, wie oft ich aufstehe.

Naja, um 24.00 Uhr dann der Blasensprung. Ich schaffe es gerade noch aufs WC bevor es läuft. Ich bin unsicher, weil es relativ wenig Flüssigkeit ist die abgeht. Ich hole den PH-Teststreifen von der Hebamme. Und tatsächlich er ist nicht wie üblich gelb sondern grau-blau.

Also klemm ich mir ein dickes Handtuch in die Unterwäsche und rufe im Kreissaal an. Die sagen ganz lässig, ich soll halt vorbei kommen.

Ich rufe meine Doula an, die ich am Tag zuvor noch mit den Worten: „Bis spätestens in 4 Wochen!“ verabschiedet habe. Dann wäre ich 2 Wochen über Termin.

Sie geht nicht ans Handy, ich bekomme etwas Panik. Am Festnetz ist sie schnell dran und sehr verschlafen.

Wir machen aus, dass sie ihre Sachen packt und zu mir kommt und wir dann weiter sehen.

Ich packe meine Kliniktasche fertig und muss ständig zur Toilette.

Ich habe mehrfach viel Stuhlgang und um 1.00 Uhr geht ein glibriger Schleimpfropf ab und es beginnt eine kleine Blutung, die aber schnell wieder vorbei ist. Von da an hab ich leichte Wehen im unteren vorderen Bauchbereich. So alle 20 Minuten etwa.

Ich denke noch - na da haben wir noch Zeit. Empfinde es nicht so richtig als Wehen eher als Ziehen. Ich packe noch drei Bücher ein, falls es mit Einleitung doch länger dauert im KH.

Dann schreib ich dem Papa eine Mail, er soll sich Zeit lassen. Auch die Hundesitterin wird informiert.

Sogar ins Forum poste ich noch:

Blasensprung 11.01.2018, 01:50 Uhr

Hey Mädels,

hab gerade einen Blasensprung gehabt, HP blau statt gelb.

Schleimpfropf 1h später leicht rosa, galertig, glibrig (sorry für die Bescheibung) abgegangen. Leichtes Ziehen vermutlich erste Wehen im Unterbauch.

Fahr dann mal ins KH. Und lass mein Chaos hier zu Hause.

Drückt mir die Daumen, dass der kleine Mann gut Atmen kann.

Hab im KH kein Internet, daher werdet ihr erst wieder was von mir hören, wenn ich daheim bin.

Drück allen die Daumen und kann Lympfdrainage/Entspannungsmassage zur Geburtseinleitung empfehlen. Hatte eigentlich gedacht damit besser schlafen zu können und noch ein bischen Kugelzeit raus zu holen. Mal sehen...

LG Nika

Um 2.oo Uhr dann die erste Wehe, bei der ich etwas lauter stöhne. Meine Mutter ist mittlerweile bei mir und hilft beim packen und beruhigen. Ihr ist sofort klar jetzt wird es ernst.

Zum Glück ist meine Doula nun auch da. Und ich ziehe mir so ein schickes Windelhöschen an und wir fahren los. Unterwegs alles ruhig, ich befürchte schlimmes. Geburtstillstand oder Fehlalarm.

Am KH lässt sie mich raus und sucht einen Parkplatz. Gibt nämlich keine Storchenparkplätze mehr.

Ich klingle an der Pforte und find den Aufzug nicht, geh die zwei Stockwerke zu Fuß nach unten. Wieder klingeln. Tür geht auf, keiner da. Ich geh erst mal ins Wartezimmer auf WC. Es geht wieder ein Schwall Fruchtwasser ab. Immer noch keiner da.

Ich geh den Gang nach hinten und noch mal auf das nächste WC. Dann irgendwann finde ich jemanden. Werde in ein Nebenzimmer geschickt und da geht es dann auch gleich los. Es soll ein CTG geschrieben werden. Eine Wehe… heftig… noch eine Wehe… uff… ich möchte mich hinknien. Soll zum CTG aber liegen…mpf…

Dann eine Wehe und die hört einfach nicht mehr auf. Mittlerweile ist meine Doula da. Ich sag noch zu ihr um 5.00 Uhr soll sie mal beim Vater anrufen, damit er kommt, da müsste er zur Arbeit aufstehen.

Ich brauch etwas, um die Füße abzustützen, aber das blöde Bett steht zu weit weg von der Wand und lässt sich nicht verschieben.

Der Muttermund wird untersucht, 1cm offen. Ich denke nur, das zieht sich noch. Vielleicht ist er ja um 12.00 Uhr da?

Das CTG gefällt ihnen nicht, ich muss mich auf links legen. Das Baby hat Stress.

Es soll ein Ultraschall gemacht werden. Ich ziehe um in den Kreissaal. Unterwegs muss ich mich für eine Wehe auf den Flurboden legen und ernte blöde Blicke von der Hebamme.

Im Kreissaal, das selbe Spiel, ich muss mich auf links legen und darf nix machen. Gerade noch gestattet wird mir, dass ich das rechte Bein nach oben tun will.

Später bekomme ich so eine Gynäkologenstütze dafür, die aber meinem Dagegendrücken nicht stand hält und sich immer wieder wegschieben lässt.

Bei mir verschwimmt alles ein bischen. Ich bekomme einen Zugang oder hab ihn im Vorwehenzimmer schon bekommen. Es gibt einen Wehenhemmer.

Sie wollen einen Ultraschall machen, aber bei der Untersuchung der Hebamme, sie ist ganz verwirrt, kommt raus das der Muttermund verstrichen ist. Von 1cm auf offen in ich weiß nicht genau aber unter 15 Minuten. Sie glaubt es fast selbst nicht.

CTG ist weiter schlecht, sie verlieren die Herztöne vom Kleinen. Ich bekomme ein vaginales CTG. Wie ich später erfahre haben sie eine Ableitung der Herztöne über eine kleine Schraube im Kopf meines Babys gemacht. Ich darf mich weiterhin nicht bewegen.

Die Wehen sind dank Wehenhemmer nun regelmäßig mit kleinen Pausen. Ich soll immer tief Einatmen zum Baby hin, mir ist aber viel mehr nach tief Ausatmen. Ich hab Angst zu Hyperventilieren und hoffe nach dem tief Ausatmen muss man ja eh auch tiefer Einatmen.

Ich denke noch, wenn die Wehen so bleiben ist das ok. Das vorher war schlimmer. Und jetzt ist es aushaltbar.

Ach ja kurz nach dem Umzug in den Kreissaal (Sonnenblumenkreissaal) wurde mir noch gesagt, dass es jetzt schon zu spät ist für noch irgendwelche Eingriffe. Ich verabschiede mich innerlich von der eh unerwünschten PDA, die ich im Vorwehenzimmer noch überlegenswert/wünschenswert fand. Es geht alles so schnell.

Ich sag zu meiner Doula, sie soll doch noch mal beim Vater anrufen, vielleicht schafft er es ja doch noch dazu. Ich glaub da ist es etwa 4.00 - 4.30 Uhr.

Wieder werde ich geschimpft, dass ich länger einatmen soll. Ich stöhne mittlerweile sehr und beginne irgendwann einfach zu pressen. Dabei klinge ich wie ein sterbendes Walross und grunze auf „Aaaarg!“. Hinterher bin ich auf jeden Fall heißer. Ich bin sehr froh zwischendurch von meinem zufällig noch in meinem Rucksack vergessenen Birnengetränk trinken zu können. An die extra eingepackten Kräcker und Bananen in der Tasche ist nicht mehr zu denken.

Ich halte mich bei jeder Wehe mit den Armen am Seitengriff des Bettes fest. Später bekomme ich noch ein Seil von der Decke, an dem ich mich ein bischen Hochziehen darf. (Wovon ich ziemlich Muskelkater habe)

Ich presse so etwa 4-6 Wehen. Als die Hebamme am Telefon verkündet (vermutlich zu den Kinderärzten, die ja dazukommen müssen), dass wir jetzt mit dem Pressen anfangen.

Ich muss mich auf den Rücken drehen und soll die Knie mit den Händen anziehen.

Also genau so Entbinden, wie ich im Vorbereitungskurs gelernt habe, dass man es nicht machen soll, da man das Baby da bergauf das Steißbein hinausschieben muss, was zu häufigen Dammverletzungen führt. Kann ich jetzt bestätigen!

Ich glaub es waren 2-4 Presswehen bis ich den haarigen, schleimig weichen Kopf zwischen meinen Beinen fühlen konnte. Der einzig tolle Moment bei dieser Geburt, wie ich im Nachhinein finde.

Ich muss noch 2 Mal pressen, dann ist der Kopf ganz da. Für den Rest hab ich fast keine Kraft mehr und es kommt keine Wehe mehr. Ich presse ohne Wehe, aber der Körper kommt nicht raus. Dann geht es irgendwie doch, vermutlich mit einer schwachen Wehe.

Er ist da und schreit sofort. Leider soll er gleich abgenabelt werden. Ich frage ob ich darf. Und mir fällt die Schere zwei Mal aus der Hand bevor ich mein Baby abnabeln kann.

Er kommt sofort zum Kinderarzt und wird untersucht. Ich versuche trotz Zugangskabel mein Oberteil auszuziehen und bekomm ihn aber erst eingepackt zu mir auf den Bauch.

Er ist schnell ruhig.

Ich will schnell fertig werden und frage was ich machen soll, damit die Nachgeburt kommt, da ich den Griff der Hebamme zur Nabeschnur gesehen habe und aus dem Vorbereitungskurs weiß, dass man daran nicht ziehen soll um die Nachgeburt rauszuholen, da dabei oft Reste der Plazenta in der Gebärmutter bleiben, die dann später ausgeschabt werden müssen, um eine größere Nachblutung zu verhindern. Sie sagt ich soll ein bischen pressen und dann kommt sie schon. Ich presse also wieder ohne Wehe und tatsächlich flutscht die Plazenta aus mir raus.

Die Hebamme untersucht sie genau auf ihre Vollständigkeit und das Ding sieht tatsächlich recht hübsch und sehr genau wie das Modell aus der Vorbereitung aus.

Dann kommt der Vater dazu und wird gleich beim Anziehen des Zwerges eingespannt und ist ein bischen überfordert mir den vielen Druckknöpfen des Babybodys.

Dann kommt der blödeste Teil. Ich frage, ob was kaputt ist und sie sagen ja. Ich muss genäht werden. In meiner Erinnerung dauert dies ewig. Ich bekomme zwei Mal eine Lokalnarkosespritze und es tut trotzdem höllisch weh. Ich hab das Gefühl die Näht mich komplett zu und bei jedem Stick zucke ich heftig zusammen. Ich versuche mich mit meinem Kleinen ablenken zu lassen, der mittlerweile auf Papas Arm neben mir ist. Jetzt hab ich auch einen Arm zum Drücken, wenn es weh tut. Mir bleibt so ein blöder Spruch der Hebamme in Erinnerung, so nach dem Motto, wer am Ende so doll presst, der braucht sich nicht wundern, wenn er einen Dammriss 2. Grades (also bis zum Schließmuskel hin) bekommt.

Ich komme mir ausgeliefert vor, da ich ja nur gemacht hab was sie gesagt hat. Wenn sie sagt „pressen“ dann mach ich das halt. Ist doch ihr Job zu wissen, wann das richtig ist und wann nicht. Ich glaub ich hab sogar noch versucht zwischendurch eine Wehe zu verhecheln und sie hat gesagt, dass ich das nicht machen soll.

Vielleicht wollten sie es aber auch schnell über die Bühne bringen, um dem Kleinen nicht noch mehr Stress zu zumuten. Meine Doula hat mir auch gesagt, dass die Hebamme wohl beim Pressen eine Hand am Damm hatte. Und als sie diese wegnehmen wollte, habe ich gesagt sie solle sie da lassen. Ich weiß es nicht mehr.

Na ja so ist mein Sonnenschein Jannik im Sonnenblumenkreissaal als Turbogeburt gekommen. 

Wer bis hierher gekommen ist hat ein breves Baby und ist sehr ausdauernd, hierfür ein Fleißsternchen. (ich hab Wochen zum schreiben gebraucht)

Liebe Grüße

nika

Bisherige Antworten

Re: Turbogeburtsbericht Jannik (sehr lang!!!)

Hi Nikka,
Dankeschön für den Bericht. Wow da hast du ja was durchgemacht!
Aber es kommt halt immer anders als geplant.
Bei uns ja auch - unser kleiner Jannek kam einfach in unserem Wohnzimmer zur Welt obwohl er geplant im KH zur Welt kommen sollte... trotzdem haben wir es ja gemeistert und du auch. Ganz toll!!!
Alles Gute und viele liebe Grüße Franzi
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