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ADS oder Hochbegabt - wer kann helfen? (lang)

Hallo, ich weiß gar nicht, ob ich hier richtig bin.
Mein Sohn ist 3 1/2 und eigentlich das liebste Kind der Welt. Seit er zwei ist geht er in den Kindergarten, hat sich dort super integriert und auch jetzt gibt es keine Klagen von den Erzieherinnen, nur er selbst geht morgens nur sehr widerwillig. Allerdings flippt er zuhause regelmäßig aus. Ganz schlimm war es an Weihnachten, obwohl er nur ein Geschenk bekam udn definitiv nicht überfordert war. Wenn etwas nicht so klappt, wie er sich das vorstellt, schreit und tobt er, weint, klammert sich an mich, will sein Spielzeug wegwerfen. Das kann schon passieren, wenn nur eines der Autos, die er aufgestellt hat, einen Millimeter verschoben wird.
Der Kinderarzt sagt, dass er möglicherweise hyperaktiv ist, obwohl er sich super konzentrieren kann. Auch eine Hochbegabung ist nicht auszuschließen, weil er schon jetzt gut rechnen kann und für sein Alter unglaublich hintergründige Fragen stellt. (Mein Mann und mein Bruder sind hochbegabt.)
Jetzt mache ich mir solche Sorgen. Natürlich möchte ich das beste für mein Kind, hoffe, daß weder ADS, noch Hochbegabung diagnostiziert werden. Ich denke, beides wird gesellschaftlich als Behinderung angesehn.
Was soll ich tun, wer kann einem da helfen? Soll ich einfach alles so weiterlaufen lassen? Ehrlich gesagt, habe ich auch Angst vor einer Diagnose. Solange es die nicht gibt, besteht ja auch die Möglichkeit, daß alles in Ordnugn ist, und sich die Wutanfälle wieder legen.
Wie war das bei Euch, bitte helft mir.
LG,
Susanna
Bisherige Antworten

Re: ADS oder Hochbegabt - wer kann helfen? (lang)

Moin,
ich überlege jetzt schon zwei Tage, was ich Dir darauf antworten soll.
Vielleicht meine Geschichte als Beispiel?
Mein Sohn war knapp 2,5 Jahre alt, als er am Hoden operiert werden mußte. Er bekam eine Vollnarkose und soweit war alles gut. Allerdings hatte er Schwierigkeiten aus der Narkose aufzuwachen, nicht, daß er weiter schlief, sondern, daß er wie im Traum war. Er hatte die Augen auf und schrie! Er schlug um sich! Warf sich hin und her und das Ende war, daß wir ihn mit drei Erwachsenen bändigen mußten, damit der Arzt ihm eine weitere Narkosespritze geben konnte. In meinen Augen ist das damals "Ärztepfusch" gewesen, aber das wußte ich damals nicht. Der Arzt redete sich sogar heraus, daß so ein Verhalten normal wäre für hyperaktive Kinder. Damit stand für mich fast fest, daß mein Junge hyperaktiv ist und plötzlich fielen mir immer mehr Sachen auf, die dies beweisten. Er war ständig in Bewegung, blieb nie bei einer Sache. Auf dem Spielplatz rannte er regelrecht zwischen Schaukel, Rutsche und Sandkiste hin und her. Wie aufgedreht. Ich besorgte mir Bücher über Hyperaktivität und lernte, daß es an der Ernährung liegen konnte, woraufhin ich die Ernährung von Lukas komplett umstellte. Kein Zucker mehr, keine Phosphate etc. Ergebnis: Lukas rannte immernoch völlig hektisch herum!
Der nächste Weg führte mich zu meinem Kinderarzt. Ich erzählte ihm von meiner Angst und er unterhielt sich kurz mit Lukas. Der Arzt wollte wahrscheinlich nur sehen, wie Lukas reagiert. Am Ende kam der Arzt dann zu mir und teilte mir mit, daß Lukas für sein Alter schon viel zu weit wäre und der Verdacht von Hochbegabung nahe lag. Wir sollten ihn mal testen lassen. Es dauerte eine Weile bis wir jemanden gefunden haben, der so einen IQ Test bei unter 3jährigen macht, aber dann kam tatsächlich eine Hochbegabung raus. Auch so konnte man Lukas herumgerenne interpretieren. Er langweilte sich also!
Von da an taten wir alles nur mögliche, was man einem hochbegabten Kind antun konnte. Spiele und Bücher wurden nicht mehr für 3jährige, sondern mindestens für 4jährige gekauft und es funktionierte. Nur leider blieb Lukas unruhig und hektisch. Irgendwann las ich, daß Hochbegabung oft mit Hyperaktivität (zumindest bei Jungen) gekoppelt läuft. Also war mein Sohn vielleicht beides?
So ging das jetzt vier Jahre. Heute ist Lukas fast sieben Jahre alt. Er ist definitiv hochbegabt und überspringt gerade die erste Klasse *seufz*. Er ist nicht hyperaktiv! Aber er ist trotzdem sehr unruhig, hektisch, reizbar, teilweise nicht ansprechbar. Er schreit viel und kann es nicht ertragen, wenn irgendwas nicht so ist, wie er es haben will. Was bei Deinem Sohn die Autos sind, die ordentlich aufgebaut sein müssen, ist bei Lukas die Anordnung der Lego Figuren oder die Reihenfolge in der irgendwas getan werden muß. Trotzdem ist Lukas nicht hyperaktiv! Er ist nur einfach anders als die meisten Kinder. Es ist schwer damit umzugehen, gerade weil man nicht die Diagnose hat, die ja teilweise als Entschuldigung (z.B. in der Schule) akzeptiert wird, aber es macht auch viel Spaß.
Du mußt es einfach nur lernen!
lg K.
Ach, und noch eine kleine Bemerkung am Rande *gg* (nicht böse sein!): Hochbegabung wird angeblich über die mütterliche Linie vererbt. Es ist also völlig egal, ob Dein Mann und sein Bruder hochbegabt sind. Solange Du es nicht bist... oder Deine Mutter... oder Deine Großmutter... *lächel*

Re: ADS oder Hochbegabt - wer kann helfen? (lang)

Liebe Katrin,
vielen, vielen Dank. Es tut so gut, nicht ganz allein zu sein. So wie Du Lukas beschreibst, erkenne ich meinen Sohn absolut wieder. Vielleicht ist er nicht ganz so unruhig, aber diese manische Obsession ist sicher auch vorhanden. Bei der Begabungspsychologischen Beratungsstelle hat man mir gesagt, bei unter vierjährigen mache man noch keine IQ-Tests, man lade uns aber zum Beratungsgespräch ein, was ja auch schon gut ist. Außerdem bieten die Elternseminare an. Mal sehen. Ich bin ganz froh, daß ich jetzt aktiv werde, weiß aber nciht, ob ich wirklich zur Psychologin gehen soll. Ich mag mein Kind auch nicht dem Druck aussetzen, daß mit ihm irgendwas nciht stimmen könnte. Er ist so ein Sensibelchen.
Lass doch ab und an mal hören, wie es Lukas so ergeht? Magst Du? [email protected]
Liebe Grüsse,
Susanna

Re: ADS oder Hochbegabt - wer kann helfen? (lang)

Hi,
klar könne wir öfter mal Erfahrungen austauschen. Ich speicher mir mal Deine Addy.
Ich sehe nur gerade, daß Du sagst, sie machen bei unter 4jährigen keine Tests. Das ist so nicht richtig! Lukas wurde getestet in dem Monat, in dem er drei Jahre alt wurde und gemacht wurde der K-ABC Test, der für diese Altersgruppe gedacht ist. Frag lieber einmal nach ehe Du Dich jetzt jahrelang mit der Frage rumärgerst. Ich glaube, der andere Test, der für diese Altersgruppe geeignet ist, ist der CFT Test (aber da bin ich mir unsicher).
Wichtig ist jedoch, daß Du Dein Kind als normal empfindest! Er wird Stärken und Schwächen haben, Auffälligkeiten und nichts Ungewöhnliches. Wobei Du vorsichtig sein solltest, sind die Elternseminare. Ich habe inzwischen genügend Geschichten von Eltern hochbegabter Kinder gehört (oder auch nur verdächtiger Kinder), wo die Eltern zu solchen Seminaren geschickt worden, weil sie angeblich nicht mit den Kindern klar kamen oder sie nicht richtig erziehen konnten.
Sollte Dein Sohn hochbegabt sein oder wirklich AD(H)S haben, ist das leider nicth so einfach, wie andere Leute das denken und es ist vor allem kein Grund an Deiner/Eurer Erziehung zu zweifeln.
Liebe Grüße, Katrin

Re: ADS oder Hochbegabt - wer kann helfen? (lang)

Hallo Susanna,
einige Ärzte und Erzieherinnen diagnostizieren leider viel zu schnell Hyperaktivität und verunsichern damit die Eltern. Leider ist AD(H)S momentan eine Art Modeerkrankung geworden für Kinder, die schwerer zu handhaben sind, die anders als andere sind oder die einfach mehr "Arbeit" machen. Das hilft zum einen nicht den Eltern und zum anderen schon gar nicht den Kindern, die wirklich AD(H)S haben.
Wenn Du Bedenken hast - hyperaktiv oder hochbegabt - dann würde ich Dir raten, daß Kind testen zu lassen. In diesem Alter sind das spielerische Tests, so daß es für die Kinder auch kein Streß bedeutet. Wenn sie mal älter sind, fühlen sie sich wohl eher durch Tests unter Druck gesetzt. Wir haben auch im März einen Termin mit unserem 3,5 jährigen Sohn bei der Institutsambulanz.
Je nachdem, was bei den Tests rauskommt, könnt Ihr dann entscheiden, ob irgendwas unternommen werden muß oder nicht. Vielleicht ist Dein Kleiner einfach sensibler und emotionaler als andere. Vielleicht ist er aber auch hochbegabt. Es ist doch gut, wenn man zumindest die Richtung weiß. Denn dann kann man sicherlich besser damit umgehen.
Hast Du schon mal von "Zappelin" gehört? (Infos auf gleichnamiger Internetseite). Das ist rein homöopatisch. Falls Du nicht testen willst, wäre das vielleicht auch ein Versuch wert. Laut unserem Kinderarzt gibt es keine Nebenwirkungen und es ist - entgegen den richtigen ADS-Medikamenten - keine "Ruhigstellung" des Kindes.
Vielleicht gibt es bei Euch auch eine Elterninitiative oder Selbsthilfegruppe. Es tut gut, wenn man merkt, daß man nicht alleine mit dem Problem ist.
Liebe Grüße
Sandra

Re: ADS oder Hochbegabt - wer kann helfen? (lang)

Liebe Sandra,
vielen Dank. Ich habe mir Zappelin angeschaut. Aber ich denke, es ist doch besser, erst mal zu wissen, was los ist. Je mehr ich darüber nachdenke und lese, umso mehr glaube ich, mein Sohn ist eher überdurchschnittlich, als hochbegabt und bestimmt nicht hyperaktiv. Sehr aktiv, das schon. Sobald ich den Termin bei der Begabtenberatungsstelle wahrgenommen habe, werde ich weitere Schritte unternehmen. Ihr habt schon recht. Man kann nicht einfach drauf zuwarten. Ich bin ihm auch schuldig, herauszufinden, was los ist und ihm dann so gut wie möglich zu helfen.
Vielen Dank für Eure Unterstützung!
Liebe Grüsse von Susanna, die jetzt grade ihr kleines, ganz gewöhnliches Kind ins Bett gebracht hat und mit dem großen ganz ungewöhnlichen einen schönen Abend zu verbringen versucht...
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