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nochmal Angel Pflege/Ado

Liebe Angel,
ich glaube, ich verstehe doch ganz gut, was Du meinst. Von
mir aus müßte ich die Ado-Kinder auch nicht adoptieren,
sondern würde sie genau so gerne als 'Dauerpflegekinder'
bei mir haben. Und von mir aus könnten SIE mit 18 Jahren
entscheiden, ob sie von mir adoptiert werden möchten oder
nicht (um sich rechtlich - wenn sie möchten - mit
leiblichen Kindern gleichstellen zu lassen, was Erbe etc.
anbelangt). SONST wären sie gegenüber ihren Cousins und
Cousinen tatsächlich Kinder 2. Wahl!
Allerdings ist es rechtlich dann so, daß die Eltern nie die
ganze Verantwortung haben und in vielen Dingen immer ein
Amt entscheiden müßte (OPs etc.) und Du als Eltern und KIND
immer noch deutlicher 'anders' bist als die leiblich
verwandten Familien. Ob die Kinder damit immer so viel
glücklicher wären, wenn sie das ständig der Welt erklären
müßten? Vielleicht würden sie sich dann vielfach doch
wünschen, die Ado-/Pflege-Eltern hätten eindeutiger "in
Besitz" genommen?
Meines Erachtens ist die größte Herausforderung für
Adoptionsfamilien, ihre Andersartigkeit einfach zu
akzeptieren. Zu adoptieren bzw. adoptiert zu werden ist nur
EINE Art, anders zu sein als andere, und jeder Mensch geht
mit Andersartigkeit auf seine Weise um. Aber auch als
Pflegemutter/-kind ist man anders und ich bin mir nicht
sicher, ob es für Dich leichter gewesen wäre. Der
Besitzanspruch, der Dich vielleicht stört - glaub mir -
kann bei leiblichen Eltern noch VIEL grausamer sein.
Bisherige Antworten

Re: nochmal Angel Pflege/Ado

Auch wenn du es mir nicht glauben wirst, ich HABE KEIN PROBLEM damit, adoptiert zu sein- einfach deshalb, weil meine Ado-Eltern auch NIE so ein großes PRoblem mit ihrer Kinderlosigkeit hatten und daher NICHT so große Besitzansprüche an mich gestellt haben wie die Eltern vieler Ado-Kindern, die ich persönlich kenne.
Ich wünschte, ich hätte nicht erwähnt, selbst adoptiert zu sein- hättet die anderen dann eher zugehört? Oder würde mir nur zugehört werden, wenn ich selbst KEIN Kind hätte? Bin ich also ein Mensch zweiter Klasse, weil ich ein Kind habe?
Ich habe kein Problem damit, anders zu sein. Aber ich erlebe leider zu oft, dass Adoptiveltern ein PRoblem damit haben- und am liebsten nicht wahrhaben möchten, dass ihre Kinder anders sind. Und nicht nur Leute, die vor 20 Jahren adoptiert wurden- nein, das geschieht heute noch ständig, dass den Kindern jegliches Recht an INteresse an den leiblichen Eltern abgesprochen wird.
Viele ursprünglich als offene Adoptionen begonnene Geschichten enden mit einem Kontaktabbruch durch die Adoptiveltern- die auch allein das Recht haben, über den Kontakt zu entscheiden nach erfolgter Adoption.
Es gibt ganz sicher kinderlose Paare, die wunderbare Ado-Eltern werden- und ich denke, du gehörtst dazu, denn du reagierst nicht mit sofortigem beleidigten sich Angegriffen-fühlen, sondern denkst nach.
Aber mach andere hier hat noch einen weiten Weg vor sich, bevor sie einem Kind mehr als nur Liebe geben kann- denn zu einer Adoption gehört viel, viel mehr.
Liebe Grüsse,
Angel

Re: nochmal Angel Pflege/Ado

Ja Angel, es stimmt, die Besitzansprüche sind bestimmt übel
und auch das wie auch immer geartete Dankbarkeit-Erwarten.
Kein Kind hat darum gebeten, in die Welt gesetzt zu werden
oder adoptiert zu werden (naja, vielleicht ein paar
Ausnahmen bei Adoption), deshalb darf man auch keinen Dank
erwarten.
Das Thema 'Kontaktabbruch' ist für so viele Menschen ein
Druckmittel. Nicht nur bei Adoptionen. Ich kenne VIELE
Paare meiner Generation, wo immer mal zu dem einen oder
anderen Großelternpaar aus irgend einem blöden Grund
(Süßigkeiten gegeben, in die Erziehung eingemischt,...)
jahrelang (!) kein Kontakt besteht. Das ist ebenso
kriminell wie den Kontakt zu den leiblichen Eltern in einer
Ado zu beenden, aber das sind offensichtlich billige
Machtspielchen, die manche Menschen brauchen.
LG, Arte

Re: nochmal Angel Pflege/Ado

Hallo Angel und Artemisia,
das ist ein interessantes Thema und obwohl ich Angel Recht geben muss in der Aussage, dass einige Adoptiveltern mit der Zeit die Herkunft ihres Kindes am liebsten vergessen wuerden muss man doch in einigen Punkten differenzieren.
- Pflege bei Auslandsadoptionen ist aufgrund der rechtlichen Situation nicht moeglich
- Es stimmt nicht, dass mit einem Bruchteil der Kosten einer Auslandsadoption die leibliche Mutter so unterstuetzt werden koennte, dass sie ihr Kind alleine aufziehen kann. In vielen Laender ist eine alleinerziehende, unverheiratete Frau ein sozialer Outcast. Solche Frauen wollen und koennen meist ihre nicht Kinder behalten, egal ob sie finanzielle Unterstuetzung bekommen oder nicht. Aus diesem Grund werden viele Babies ausgesetzt - anonym, weil das Eingestaendnis der Mutterschaft waere ein grosse Schande. Kann man sich in Deutschland halt schwer vorstellen.
- ob man Kinder nach Reprobehandlungen, ob mit oder ohne Kind adoptiert ist meiner Meinung nach voellig irrelevant. Wichtig ist, was man aus seiner Elternschaft macht.
Und noch eine Anmerkung zur Pflege. Ich habe eine Tante (heute 55), die als Pflegekind aufgewachsen ist. Sie hat ihr Leben lang darunter gelitten, "nur" ein Pflegekind zu sein. Sie hat ihre leibliche Mutter gekannt, aber hat sich immer nichts sehnlicher gewuenscht, als adoptiert zu werden.
Jedes Adoptiv/Pflegekind empfindet seine Situation anders. Manche wollen ueber ihre Herkunft Bescheid wissen, manche interessieren sich nicht.
Pauschale "richtige Regeln" fuer Eltern und Kinder sind so einfach nicht moeglich.
Lg
banana

Re: nochmal Angel Pflege/Ado

Hallo
Ich möchte auch noch was dazu sagen!
Unsere beiden werden damit aufwachsen, dass sie adoptiert sind - mir ist bewusst, dass wir vielleicht anders sind als andere Familien. Meine beiden haben mittlerweile 3 Geschwister und wir werden ihnen sicher zur Seite stehen, wenn sie mal ihre leiblichen Eltern kennen lernen wollen und ich möchte auch versuchen, dass wir die Geschwister im Auge behalten. Dennoch - sie sind unsere Kinder und wir sind ihre Eltern (wenn auch nicht die leiblichen). Sie sind ein Geschenk, das wir bekommen haben.
LG Gaby
Liebe Angel mir ist nicht ganz klar, was dein Problem ist? Du hast kein Problem mit deiner Adoption aber scheinbar mit manchen Adoptiveltern. Klar läuft nicht immer alles wie es sollte. Mir kommt halt vor, dass besonders Ado Eltern auf die Finger geschaut wird. Welche Eltern müssen schon darlegen was sie verdienen, wie sie wohnen, welche Vorstellungen sie haben, etc. Andererseits gibt es sich auch genug Eltern, die auf mehr oder weniger "natürlichen" Weg ein Kind bekommen, das dann auch erfüllen soll was ihnen selbst verwehrt blieb. Vieles läuft nicht ideal - bei Adoptiveltern genauso wie bei anderen!
LG Gabyh

Re: nochmal Angel Pflege/Ado

Was mein Problem ist?
Zum Beispiel die überdurschnittlich hohe Selbstmordrate von Adoptivkindern.
Oder die hohe Zahl der Adoptivkinder, die drogensüchtig oder psychisch krank sind.
Und die Tatsache, dass ich sehr, sehr viel mit Adoptierten zu tun habe- und diese leiden unter der Einstellung ihrer Adoptiveltern, die genauso denken wie viele hier: hauptsache Kind da- egal wie.
Auch bei anderen läuft vieles nicht normal, keine Frage. Aber da hat leider auch niemand einen Einfluss drauf.
Bei Adoption aber, wo die Kidner eh schon ein Trauma haben, sollte man doch die wirklich besten Eltern finden- also welche, die eben KEINE zu hohen Erwartungen haben sondern wirklich offen sein können- Zur Not auch dafür,dass das adoptierte Kind irgendwann sagt:
schön, ihr seid die Eltern, die mich großgezogen haben, aber ich habe auch noch andere Eltern, und die sollen jetzt einen großen Platz in meinen Leben haben, weil ich sie auch lieb hab oder sie brauche.
Und DAS fordert wirklich sehr, sehr viel von Adoptiveltern.
Angel

Re: nochmal Angel Pflege/Ado

Liebe Angel
Ich kann schon ein Stück weit nachvollziehen was du schreibst. Du hast sicher recht, dass adoptierte Kinder schon ein Paket mitbringen - selbst wenn sie so wie bei uns direkt aus dem KH zu einer Familie kommen und ich mache mir natürlich auch darüber Gedanken. Ob wir gute Eltern sind - keine Ahnung - wir versuchen unseren beiden Mäusen gute Eltern zu sein. Erwartungen haben wohl alle Eltern an ihre Kinder - dass unsere Kinder irgendwann ihre leiblichen Eltern kennen lernen wollen - wird wahrscheinlich so sein. Heute sage ich - ja das finde ich gut, ich hoffe das ich das dann auch noch so sagen kann! Ich gebe dir recht dass es dann von den Adoptiveltern einiges fordert - es tut sicher gut hier Unterstützung von außen zu haben.
Du schreibst es soll am besten gar keine Adoptionen geben sondern nur Pflegeverhältnisse (ich denke ich habe dich richtig verstanden) - bei einer Pflege ist noch deutlicher, dass es nicht die eigenen Kinder sind. Dennoch glaube ich, dass auch eine Pflege "Gefahren" in sich birgt.
Man muss bei Adoptionen sicher auch zwischen In- und Auslandsadoptionen unterscheiden!
Ich glaube dass es in der Natur des Menschen liegt, dass er sich ein Kind wünscht. Manchen ist es dann aber nicht vergönnt schwanger zu werden und selbst ein Kind zu gebären (ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass das für frauen nicht so einfach ist). Andererseits gibt es Kinder die aus welchen Gründen auch immer nicht bei den leiblichen Eltern bleiben können.
Ich finde es gut, dass du hier kritische Gedanken einbringst. Lass dich nicht abhalten! ich bin froh über meine/unsere Entscheidung die Kinder zu adoptieren - hoffe mal dass wir ihnen gute Eltern.
LG Gaby

Re: nochmal Angel Pflege/Ado

Ich denke, es ist schon sehr viel wert, wenn man als Ado-Mutter sich auch Gedanken über die "Probleme" der Kinder macht.
Übrigens: allein die Trennung von der Mutter, die einen 9 Monate im Bauch getragen hat, wird heute asl "Trauma" gewertet. Das Neugeborene spürt, dass da eine ganz wichtige Person fehlt- auch wenn es die Mutter nie zu sehen bekommt.
Leider leugnen viele A-Eltern diesen Schmerz- und lassen ihn bei ihren Kindern nicht zu (meist nicht bös gemeint, einfach aus Nicht-Wahrhaben-Wollen).
Und dieser Schmerz der Kinder ist ein Hauptgrund für spätere psychische Probleme. Den kann man aber nur dann annehmen, wenn man nicht nur sich selbst mit seinem Kinderwunsch sieht, sondern auch die Sicht der Kinder.
Ich kann jedem hier nur die Bücher von Frau Wiemann zum Thema Pflege und Adoption empfehlen- ich kenne keinen, der nicht selbst adoptiert wurde, der sich so gut hineinversetzen kann in diese Situation.
Es ist sicherlich überspitzt, wenn ich sage, es sollte nur Pflegeverhältnisse geben.
Vielleicht sollte es etwas geben, was zwar die Sicherheit eines Adoption-Verhältnisses gibt, aber doch offener und begleiteter ist. Bei einem Pflegeverhältnis ist das Jugendamt eben noch begleitend dabei.
Ich werde übrigens mich sicher nicht vertreiben lassen hier, nur weil es manchen nicht passt, kritische Äußerungen zu hören. Dazu liegt mir das Wohl der Kinder zu sehr am Herzen.
Ich wünschte, alle (zukünftigen) Adoptiveltern würde mal den Kontakt zu Adoptierten suchen- es würde den Kindern später manches erleichtern.
LG;
Angel
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