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Nicht immer zeigt sie sich offensichtlich

Hochbegabung beim Kind erkennen

Hochbegabung ist häufiger als gedacht: Etwa zwei von 100 Menschen sind besonders intelligent. Doch woran erkennt man eigentlich ein hochbegabtes Kind und auf welche Merkmale sollten Eltern achten?

Hochbegabung beim Kind erkennen
© iStock.com/FatCamera

Das Wunderkind, das mit drei Jahren schon lesen kann, das Schachgenie oder der kleine Nachwuchs-Mozart – um Hochbegabung und Hochbegabte ranken sich viele Mythen. Gleichzeitig suchen viele Eltern eine Erklärung dafür, warum ihr Kind irgendwie "anders" ist, im Unterricht nicht mitkommt oder erstaunliches Wissen mit Leichtigkeit aus dem Ärmel schüttelt.

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Was ist eigentlich Hochbegabung?

Von Hochbegabung spricht man, wenn ein Mensch einen Intelligenzquotienten (IQ) von 130 oder höher hat. Der IQ ist das Maß für die intellektuelle Leistungsfähigkeit eines Menschen. Als durchschnittlich gelten Werte zwischen 85 und 115. Menschen mit einem IQ zwischen 115 und 130 gelten als überdurchschnittlich begabt.

Hochbegabte Menschen:

  • eignen sich Informationen besonders gut an,
  • denken überdurchschnittlich schnell, effektiv und gründlich,
  • verfügen über ausgeprägte Fähigkeiten beim Lösen von Problemen und beim abstrakten Denken.

In Deutschland sind etwa zwei Prozent aller Kinder und Jugendlichen hochbegabt. Mädchen und Jungen liegen in etwa gleichauf. Der Begriff Hochbegabung wird jedoch häufig nicht eindeutig verwendet und ist nur schwer abzugrenzen: So lässt sich die Frage, ob jemand beispielsweise in einem bestimmten Bereich sehr talentiert ist oder ob es sich um einen hochbegabten Menschen handelt, häufig erst nach zahlreichen Tests beantworten.

Wie entsteht Hochbegabung?

Zu welchen Teilen eine besondere Intelligenz angeboren ist oder durch Einflüsse der Umwelt zustande kommen, ist noch nicht eindeutig geklärt, wobei der genetische Einfluss insgesamt leicht überwiegt. Hochbegabung bedeutet zunächst aber erst einmal: Ein Mensch hat die Fähigkeit, besonders schnell und effektiv zu lernen und Informationen zu vernetzen.

Wenn Kinder trotz dieser Fähigkeiten keine Förderung erfahren, können sie ihr Potential nicht voll entfalten. Während hochbegabte Kinder und Jugendliche sehr von einer frühen Förderung profitieren, scheint der äußere Einfluss auf die Hochbegabung mit zunehmendem Alter geringer zu werden und die genetische Veranlagung in den Vordergrund zu treten.

Hochbegabung erkennen

Im Unterschied zu Kindern, die sich durch besondere Talente oder eine Begabung in einem bestimmten Bereich auszeichnen, zeigen sich die Fähigkeiten hochbegabter Kinder in vielen Lebensbereichen. Umgekehrt bedeutet das jedoch nicht, dass ein Hochbegabter nicht in einer speziellen Nische durch Leistungen besonders hervorstechen kann. Das macht es schwierig, eine Hochbegabung zu erkennen.

Nicht immer sind gute Schulnoten ein Hinweis auf eine Hochbegabung. Manchmal lassen schlechte Schulnoten sogar zunächst Lernprobleme vermuten, bevor sich herausstellt, dass ein Kind ungewöhnlich intelligent ist. Die Gründe dafür sind vielfältig: Unterforderung oder fehlende Akzeptanz der hohen Intelligenz im Umfeld und der Familie sind typisch für solche negativen Anzeichen einer Hochbegabung.

Sicher feststellen lässt sich Hochbegabung durch eine Untersuchung beim Psychologen. Für eine Diagnose sind Gespräche sowie die Durchführung und Auswertung psychodiagnostischer Fragebögen und Intelligenztests nötig. In vielen Bundesländern gibt es mittlerweile sogar spezielle Beratungsstellen mit entsprechender Erfahrung in der Diagnose von Hochbegabung. Auskunft erteilen die Schulen oder Schulämter.

Diese Merkmale weisen auf Hochbegabung hin

Nicht immer ist eine Hochbegabung beim Kind offensichtlich. Wer vermutet, dass sein Kind hochbegabt ist, kann einen Abgleich mit bestimmten Merkmalen vornehmen. Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. nennt verschiedene Kriterien, die nicht alle zwangsläufig zutreffen müssen, aber bei besonders begabten Kindern gehäuft auftreten können:

  • Das Kind zeigt sehr früh großes Interesse an seiner Umgebung.

  • Es fängt früh an zu sprechen, bildet schnell ganze Sätze und verfügt über einen großen Wortschatz.

  • Es zeigt früh ein großes Interesse an Symbolen, Buchstaben und Zahlen.

  • Komplexe Zusammenhänge erfasst das Kind leicht und überträgt diese auf andere Fragestellungen.

  • Es bringt sich selbst Lesen und Rechnen bei, kann aber nicht sagen, wie es das gemacht hat.

  • Das Kind stellt aufeinander aufbauende Fragen – häufig auch zu nicht altersgerechten Themen.

  • Es zeigt Freude am Lernen unterschiedlicher Themen.

  • Es hat einen starken Gerechtigkeitssinn, hinterfragt Entscheidungen von Erwachsenen. Kann es den Sinn dieser Entscheidungen nachvollziehen, folgt es ihnen übergenau.

  • Das Kind stellt Erwachsenen Fragen nach Ursprung und Sinn des Lebens.

  • Es ist sensibel und empathisch.

  • Es hat ein gutes Gedächtnis.

  • Es hat eine große Fantasie und löst intellektuelle Herausforderungen oft originell und eigeninitativ.

  • Es sucht eher Kontakt zu älteren Kindern und Erwachsenen als zu Gleichaltrigen.

  • Es hat ein eher geringes Bedürfnis nach Schlaf.

Underachievement: Wenn sich die Begabung nicht auf den ersten Blick zeigt

Der Begriff "Underachievement" (engl. für schwache Leistung) wird in Deutschland für besonders begabte Kinder verwendet, die durchschnittliche oder sogar unterdurchschnittliche (schulische) Leistungen zeigen. Underachiever bleiben stark unter ihren Möglichkeiten. Diese Minderleistung kommt häufig aufgrund von Unterforderung, mangelnder Bestätigung und Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten, aber auch aufgrund fehlender Unterstützung durch die Umwelt zustande. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen.

Das Risiko ist bei Kindern aus bildungsferneren Milieus erhöht. Sie haben oft das Gefühl, mit ihren besonderen Fähigkeiten "lästig" zu sein und entwickeln verschiedene Strategien, um dies zu umgehen oder zu kompensieren. Aber auch eine vorliegende ADHS, Lernstörungen wie die Lese- und Rechtschreibstörung (Legasthenie) können dazu führen, dass ein hochbegabtes Kind unter seinen Möglichkeiten bleibt. Hier ist besondere Aufmerksamkeit der Erzieher oder Lehrer gefragt, die Hochbegabung zu erkennen, damit das Kind die notwendige Förderung erhält.

Hochbegabung beim Kind

Verschiedene Studien zeigten in der Vergangenheit, dass sich hochbegabte Kinder trotz anderslautender Vorstellungen emotional normal entwickeln und nicht anfälliger für problematische Verhaltensweisen sind. Einige Besonderheiten gibt es bei ihnen aber, auf die vor allem die Eltern und Lehrer achten sollten:

  • Beschleunigte kognitive Entwicklung: Kinder mit Hochbegabung sind schneller als die meisten ihrer Altersgenossen. Das führt häufig dazu, dass sie sich eher mit älteren Kindern und Erwachsenen umgeben möchten als mit Gleichaltrigen. Gleichzeitig sind sie in ihrer emotionalen Entwicklung aber noch nicht so weit. Für Eltern und die Umwelt eines hochbegabten Kindes ist es daher enorm wichtig, es nicht emotional zu überfordern und entsprechend seines Alters zu behandeln.

  • Falsche Vorstellungen: Über Hochbegabte kursieren viele Vorurteile, die auch durch Film und Literatur befördert werden. Ein Kind spiegelt die Erwartungen seiner Umwelt. Ein Weg, mit solchen Schablonen umzugehen, kann die Erfüllung genau dieser Vorhersagen sein: Erwartet das Umfeld schwieriges Verhalten, wird es das häufig auch bekommen. Eine andere Richtung, die besonders begabte Kinder oft einschlagen, ist auch der des Underachievements.

  • Unterforderung: Wenn hochbegabte Kinder in der Schule nicht ausreichend gefördert werden, kann sich das auf die Entwicklung ihrer Leistungsfähigkeit und Persönlichkeit auswirken. Gerade für die Entwicklung der Persönlichkeit ist es nämlich enorm wichtig, ab und zu Herausforderungen zu meistern und die eigenen Fähigkeiten und Grenzen kennenzulernen. Dauerhafte Unterforderung hat Auswirkungen auf das Wohlbefinden eines Kindes. Es kann außerdem die Lust am Lernen verlieren.

  • Unkonventionelle Problemlösungen: Ein hochbegabtes Kind nutzt seine Intelligenz und Kreativität häufig für unkonventionelle Problemlösungen. Versuchen Sie, Ihr Kind im Rahmen des Förderlichen dabei zu unterstützen. Es wird in seiner Umwelt oft auf Widerstand stoßen, vor allem, wenn seine Ideen nicht in den herkömmlichen Ablauf (Stichwort Schulalltag) passen.

  • Konflikte durch ungünstige Rollenerwartungen: Vor allem Mädchen können in Konflikt mit ihrer unmittelbaren Umwelt kommen, insbesondere der Familie, wenn dort die traditionelle Rolle mit der Hochbegabung nicht vereinbart werden kann. Auch Jungen können in solche Konflikte geraten, wenn zum Beispiel die Familie wenig Bezug zur Schule und zum Lernen hat und anderen Lebensbereichen größere Bedeutung zugemessen wird.

Förderung ist bei Hochbegabung wichtig

Damit ein hochbegabtes Kind sein volles Potential entfalten kann, ist eine möglichst frühe Förderung wichtig. Das bedeutet aber nicht, dass Sie Ihr Kind zum Chinesisch- oder Geigenkurs anmelden und ihm Bücher über Quantenphysik kaufen sollen (es sei denn, Ihr Kind möchte das). Förderung bedeutet vielmehr, ihm einen Rahmen zu schaffen, indem es seine Fähigkeiten anwenden und sich intellektuell entwickeln kann.

Förderung an der Schule

Die Förderungsmöglichkeiten Hochbegabter durch die Schule sind vielfältig: Von einer Förderung innerhalb der Klasse, dem Überspringen einer oder mehrerer Klassen bis hin zum Besuch einer Schule für Hochbegabte ist alles möglich. Einige Schulen bieten mittlerweile auch spezielle Klassen für besonders intelligente Kinder mit besonderen Lernkonzepten an: Hier wird schneller und intensiver gelernt und neben klassischen Schulfächern werden auch Fächer angeboten, in denen die Kinder selbstbestimmt lernen können. Lassen Sie sich dazu am besten durch das Schulamt oder eine spezielle Beratungsstelle aufklären.

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