Glutenunverträglichkeit und Gluten in der Babyernährung
Die Glutenunverträglichkeit wird immer häufiger diagnostiziert. Auch Babys mit erhöhtem Risiko für eine Zöliakie dürfen glutenhaltige Beikost bekommen. Was Eltern dabei beachten sollten.
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- © Getty Images/SbytovaMN
In diesem Artikel lesen Sie:
- Was ist Glutenunverträglichkeit?
- Glutensensitivität und Weizensensitivität
- Symptome
- Gluten in der Beikost
- Gluten und Babyernährung
Was bedeutet Glutenunverträglichkeit?
Die Begriffe Glutenunverträglichkeit und Zöliakie werden oft synonym verwendet. Zöliakie ist eine durch Glutenunverträglichkeit ausgelöste Erkrankung, bei der das körpereigene Abwehrsystem versucht, das in vielen heimischen Getreidearten enthaltene Klebereiweiß Gluten, zu bekämpfen. Durch die Abwehrreaktion entsteht eine chronische Entzündung der Schleimhaut des Dünndarms, die langfristig zu einer Rückgang der Darmzotten führt. Die Folge beim Kind sind schwere Entwicklungs- und Wachstumsstörungen. Es handelt sich dabei nicht um eine klassische Unverträglichkeit oder Allergie, sondern um eine Autoimmunerkrankung.
Das Beschwerdebild der Glutensensitivität ähnelt dem der Zöliakie, jedoch finden sich bei der Glutensensitivität nicht die für Zöliakie typischen Antikörper im Blut. Zwar kann die Dünndarmschleimhaut entzündet sein, es zeigt sich aber kein Rückgang der Darmzotten. Es handelt sich bei der Glutensensitivität ebenfalls nicht um eine Allergie (wie etwa die Weizenallergie). Gleichwohl bessern sich die Beschwerden beim Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel, weshalb auch bei einer Glutensensitivität eine glutenfreie oder glutenarme Ernährung die einzige Behandlungsmöglichkeit darstellt.
Bei der Weizenallergie dagegen handelt es sich um eine allergische Sofortreaktion auf Weizen. Das Getreide gehört zu den stärksten Nahrungsmittelallergenen überhaupt. Eine bei (Klein-)Kindern früh diagnostizierte Weizenallergie bessert sich oft im Laufe der Jahre. Nur selten tritt die Weizenallergie erstmals nach dem 18. Lebensjahr auf. Die Symptome ähneln denen der Zöliakie. Vor allem Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen können vorkommen, aber auch Schwellungen und Juckreiz in Nase, Mund, Rachen und Augen können nach dem Verzehr weizenhaltiger Produkte auftreten. Gewissheit bietet hier nur ein Allergietest.
Glutensensitivität und Weizensensitivität
Die Bezeichnung "Glutensensitivität" ist unter Experten umstritten. In der aktuellen Leitlinie zu Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität wird das Beschwerdebild als "Weizensensitivität" bezeichnet. Nach aktuellen Forschungsergebnissen geht man davon aus, dass es sich dabei nämlich nicht um eine Überempfindlichkeit gegen Gluten, sondern gegen einen anderen Bestandteil glutenhaltiger Getreide wie Weizen, Roggen oder Gerste, alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren(ATIs), handelt. ATIs sind Eiweißbestandteile, auf die das Immunsystem mit Abwehrreaktionen reagieren kann. Die Folge sind neben den der Zöliakie ähnlichen Beschwerden auch häufig Kopfschmerzen oder Migräne, Muskelschmerzen und ein allgemeines Schwächegefühl nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel.
Jüngste Forschungen zeigen auch einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von FODMAPs und dem Auftreten von Symptomen der Glutensensitivität. Bei FODMAPs handelt es sich um natürlicherweise in manchen Nahrungsmitteln vorkommende kurzkettige Kohlenhydrate, die vom Dünndarm aber nicht so gut aufgenommen werden können. FODMAP steht für:
- Fermentierbare (durch Darmbakterien fermentierbare)
- Oligosaccharide (Zuckerverbindungen)
- Disaccharide (Laktose oder Milchzucker)
- Monosaccharide (Einfachzucker Fruktose)
- Polyole (mehrwertige Alkohole, Zuckeraustauschstoffe).
Ob und wie FODMAPs mit Weizen- bzw. Glutensensitivität in Verbindung stehen, wird aktuell noch erforscht. Tatsächlich zeigten sich in einer jüngeren Studie Hinweise darauf, dass die Beschwerden sich mit einer FODPMAP-armen Diät ebenfalls verbessern könnten.
Symptome der Glutenunverträglichkeit
Beim Kind zeigen sich die Symptome von Glutenunverträglichkeit recht früh. Bereits wenige Monate nach Einführung glutenhaltiger Beikost treten auf:
- chronischer Durchfall mit teilweise fettigen Stühlen
- aufgeblähter Bauch (Trommelbauch)
- Wachstumsrückstände oder -stillstand
- Entwicklungsverzögerungen
- Gewichtsabnahme
- Übelkeit und Erbrechen
- Vitamin- und Eisenmangel.
Manchmal sind die Unverträglichkeitsreaktionen schwächer ausgeprägt und zeigen sich lediglich durch Appetitlosigkeit und Verstopfung. Auffällige Symptome nach dem Verzehr von Gluten sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden.
Glutenunverträglichkeit durch Gluten in der Beikost?
Während die Empfehlungen früher eher in Richtung Vermeidung von Gluten in der Ernährung von Babys ging, weiß man heute, dass dies keinen Einfluss auf die Entwicklung einer Glutenunverträglichkeit hat. Auch die Empfehlung, Babys mit erhöhtem Risiko für eine Glutenunverträglichkeit präventiv frühestens nach dem 6. Lebensmonat mit Getreidebrei zu füttern, ist längst nicht mehr gültig. Das zeigten unter anderem die Ergebnisse einer europäischen Studie mit 944 Kindern: Im Blut aller teilnehmenden Babys fanden sich die Antigene HLA DQ2 und DQ8, die als positive Marker für eine genetische Prädisposition für Zöliakie gelten. Zudem wies mindestens ein Verwandter ersten Grades (Mutter, Vater oder Geschwisterkind) eine Glutenunverträglichkeit auf. Für diese Kinder bestand also insgesamt ein hohes Risiko, an Zöliakie zu erkranken.
Die teilnehmenden Babys wurden in zwei Hälften eingruppiert, von denen die eine mit Einführung der Beikost ab der 16. Lebenswoche Glutenpulver und die andere Laktosepulver erhielt. Ab der 24. Lebenswoche erhielten beide Gruppen normale glutenhaltige Beikost. Im Alter von drei Jahren hatten 77 Kinder eine Zöliakie entwickelt, wobei sich zwischen den Gruppen keine nennenswerten Unterschiede ergaben.
Es macht zudem nach neuesten Studienergebnissen keinen Unterschied, ob ein Baby nach Einführung der Beikost zusätzlich weiter gestillt wird oder nicht.
Gluten und Babyernährung
Mit Beginn des 5. Lebensmonats und spätestens zu Beginn des 7. Lebensmonats sollte aufgrund des steigenden Nährstoffbedarfs des Babys mit der Einführung von Beikost begonnen werden. Dabei sollen auch potentiell Allergien auslösende Lebensmittel wie Gluten gefüttert werden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Gabe potentiell allergener Lebensmittel, wie etwa Gluten, aber auch Fisch oder Ei, dazu beitragen, Allergien vorzubeugen – selbst bei den sogenannten Hoch-Risiko-Kindern, die in puncto Allergien familiär vorbelastet sind.
Ergebnisse einer schwedischen Beobachtungsstudie zeigten, dass die frühere Empfehlung, Gluten erst spät, nach dem 6. Lebensmonat, einzuführen, zunächst einen Anstieg der diagnostizierten Zöliakie-Erkrankungen verursachte. Nach der Rücknahme dieser Empfehlung sank die Zahl der diagnostizierten Fälle wieder.
Empfehlungen für Gluten in der Beikost
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt, Gluten anfangs nur in kleinen Mengen zu füttern und frühestens ab dem 10. Lebensmonat die ausgewogene Mischkost vom Familientisch ohne Einschränkung hinsichtlich der Glutenmenge zu geben. Füttern Sie anfangs nur sehr geringen Mengen Gluten, die Sie zum Beispiel in Form von einigen Dinkelflocken ein bis zwei Mal pro Woche dem Mittagsbrei zugeben. Bieten Sie Ihrem Baby, wenn es von Anfang an feste Nahrung zu sich nimmt (Baby Led-Weaning), einfach ab und an eine weichgekochte (Dinkel-)Nudel an.
Geeignet sind bereits ab dem 5. Lebensmonat sehr geringe Mengen glutenhaltiger Getreide wie:
- Weizen
- Roggen
- Gerste
- Dinkel
- Hafer.
Mit Einführung des Milch-Getreide-Breis am Abend erhöhen Sie den Gluten-Anteil automatisch weiter. Sie können glutenhaltige- und glutenfreie Getreidesorten abwechseln. Glutenfrei sind zum Beispiel Hirse oder Reis. Wichtig ist eine schrittweise Erhöhung der Glutenmenge bis zum 10. bis 12. Lebensmonat.
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