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(Natürliche) Geburtseinleitung

Prostaglandine und ihre Rolle bei der Geburt

Prostaglandine sind hormonähnliche Substanzen, die sich überall im Gewebe finden. Sie spielen vor allem bei der Geburt eine Rolle, da sie eine wichtige Signalwirkung für das Einsetzen der Wehen haben. Zur Geburtseinleitung können Prostaglandine verabreicht werden, um Wehen auszulösen.

Prostaglandine und ihre Rolle bei der Geburt
© GettyImages/Orbon Alija

Prostaglandine haben im Körper viele verschiedene Aufgaben. Unter anderem sind sie an der Steuerung von Entzündungsreaktionen im Körper beteiligt, vor allem bei Asthma und Allergien. Sie kommen überall im Körper vor, in besonders großer Zahl in Keimdrüsen und in Spermien. In der Schwangerschaft werden im letzten Schwangerschaftsdrittel und unter der Geburt vermehrt Prostaglandine gebildet, da sie für den Geburtsverlauf eine wichtige Rolle spielen.

In diesem Artikel lesen Sie:

Wehen fördern: Die elf besten Hausmittel

Prostaglandine bei der Geburt

Prostaglandine sorgen gegen Ende der Schwangerschaft natürlicherweise dafür, dass sich das Gewebe des Muttermunds auflockert. Diesen Prozess nennt man "Reifung", der Muttermund wird kürzer und weicher. Der reife Muttermund öffnet sich während der Wehen und ermöglicht dadurch den Geburtsprozess. Prostaglandine wirken außerdem stimulierend auf die mittlere Gebärmuttermuskulatur. Sie bauen kleine "Zellbrücken" im Muskulaturgewebe, die das Übertragen von Bewegungen von Zelle zu Zelle koordinieren. Prostaglandine sind neben dem Hormon Oxytocin für das Auslösen der Wehen mitverantwortlich.

Prostaglandine im Sperma zur Wehenförderung?

Viele Hebammen empfehlen, gegen Ende der Schwangerschaft ab und zu Sex zu haben, da die im Sperma enthaltenen Prostaglandine zur Reifung des Muttermunds beitragen können. Auch bei einer Überschreiten des Geburtstermins kann Geschlechtsverkehr als natürlicher Wehenstimulus hilfreich sein.

Der Prostaglandin-Gehalt im Sperma ist zwar im Vergleich zu Medikamenten zur Geburtseinleitung sehr gering, wenn das Baby allerdings bereit ist für die Geburt und sich schon andere wehenauslösende Hormone im mütterlichen Blut befinden, könnte dieses Prostaglandin im Sperma unter Umständen das "Zünglein an der Waage" sein.

Meist werden Prostaglandine in ausreichender Menge vom Körper selbst produziert. In der Geburtshilfe können Prostaglandine zum Einsatz kommen, um Wehen auszulösen.

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Geburtseinleitung mit Prostaglandinen

Prostaglandine gehören zu den wichtigsten Wirkstoffen zur Unterstützung der Geburt. Sie werden vaginal verabreicht und entweder als Tablette in die Scheide eingeführt oder als Gel direkt an den Muttermund gebracht. Zum Einsatz kommen dürfen ausschließlich natürliche Prostaglandine. Sie fördern die Reifung des Muttermunds und machen das Gewebe weicher und dehnbarer. Die Einleitung der Geburt mit Prostaglandinen ist vor allem angedacht bei:

Wie lange es dauert, bis sich die Wirkung zeigt, ist sehr unterschiedlich. Viele Frauen bekommen erst einige Stunden nach der Gabe von Prostaglandinen Wehen, andere bereits kurz darauf. Es kann auch sein, dass die Prostaglandine alle paar Stunden gegeben werden müssen. Manchmal muss auch erst Oxytocin verabreicht werden, weil sich der Muttermund zwar geöffnet hat, aber keine Wehen in Gang kommen. Grundsätzlich erfolgt die Einleitung mit Prostaglandinen unter ärztlicher Aufsicht.

Prostaglandine dürfen nicht im Rahmen der Geburt eingesetzt werden, wenn die Schwangere Herz-, Leber- oder Nierenschäden hat, bei einer Placenta praevia oder einer vorzeitigen Plazentaablösung. Bei Schwangeren, die unter Asthma bronchiale leiden, werden Prostaglandine nur unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht, da Prostaglandine Asthmaanfälle auslösen können.

Prostaglandin E2 zur Geburtseinleitung (Dinoproston)

Prostaglandin E2 (Dinoproston) wird vaginal entweder als Tablette oder als Gel (sogenanntes Prostaglandingel) gegeben. Die Applikation direkt in den Gebärmutterhalskanal ist auch möglich, dabei muss die Dosis aber geringer sein. Diese Anwendung gilt als etwas weniger effektiv, dafür aber als aufwendiger. Dinoproston beschleunigt die Reifung des Muttermunds und wirkt wehenauslösend.

Prostaglandin E1-Analoga zur Geburtseinleitung (Misoprostol)

Der Wirkstoff Misoprostol gilt laut Leitlinien bei unreifem Muttermund als das "effektivste Medikament zur Geburtseinleitung".  Unter dem Namen Cytotec ist das Prostaglandin E1-Analoga Misoprostol in der Vergangenheit jedoch in die Kritik geraten: Wehenstürme, Gebärmutterrisse und andere Komplikationen sind unter Verwendung dieses Mittels bereits bei zu hoher Dosierung vorgekommen. Die Verwendung von Cytotec in Deutschland bis 2021 nur im sogenannten Off-label-Use möglich. Seit 2021 gibt es mit Angusta ein neues und niedriger dosiertes Misoprostol-Präparat, das auch für die Anwendung in der Geburtshilfe zugelassen ist.

Prostaglandine und Nebenwirkungen

Die muskelstimulierende Wirkung der Gewebehormone betrifft auch andere Organe mit glatter Muskulatur, vor allem den Magen-Darm-Trakt und die Gefäße. Mögliche Nebenwirkungen von Prostaglandinen können Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen oder Schwindel sein.

Es kann zudem zu schmerzhaften und andauernden Wehen kommen, weil die Gebärmutter durch die Prostaglandine überstimuliert wird. Um die Nebenwirkungen bei der Geburtseinleitung möglichst gering zu halten, werden Prostaglandine nicht intravenös verabreicht, sondern direkt am Ort des Geschehens, dem Muttermund, eingesetzt.

Prostaglandine und Regelschmerzen

Außerhalb der Schwangerschaft spielen Prostaglandine auch im weiblichen Zyklus eine Rolle: Sie sind dafür verantwortlich, dass sich die Gebärmutter Monat für Monat zusammenzieht und die Gebärmutterschleimhaut als Menstruation ausstößt. Sie sorgen für eine Gefäßverengung in der Gebärmuttermuskulatur und lösen dadurch die nötigen Kontraktionen aus. Prostaglandine verursachen dadurch auch Regelschmerzen. Manche Medikamente gegen Regelschmerzen beziehungsweise Menstruationsbeschwerden haben daher eine prostaglandinehemmende Wirkung.

Prostaglandine im Wimpernserum

Wimpernseren zur Anregung des Wachstums von Wimpern werden immer beliebter. Teilweise enthalten sie hormonell wirksame Stoffe, unter anderem auch künstlich hergestellte Stoffe, die Prostaglandinen ähneln. Auf den Wimpernkranz aufgetragen, verlängern sie die Wachstumsphasen der Haare. Dadurch befinden sich mehr Wimpern gleichzeitig um die Augen.

Aufgrund ihrer hormonellen Wirkung wird von der Benutzung hormonell wirksamer Wimpernseren in Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kinderwunsch abgeraten. In einigen Ländern sind diese sogar gar nicht zugelassen, da sie dort als Medizin- anstatt als Kosmetikprodukte eingestuft werden.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Prostaglandinen

Es hat sich herausgestellt, dass Prostaglandine im Magen eine säurehemmende Wirkung entfalten. Sie wirken außerdem durchblutungsfördernd auf die Magenschleimhaut und können sie dadurch stärken. Prostaglandine-haltige Medikamente eignen sich aber allenfalls für eine kurzfristige Anwendung, da sie aufgrund ihrer muskelstimulierenden Wirkung starke Durchfälle, Bauchkrämpfe und Gebärmutterkontraktionen auslösen können. Sie sind daher für schwangere Frauen nicht geeignet.

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