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Blutrünstige Kinderlieder

Sagt mal, geht es euch auch so, dass ihr euch an manchen Kinderliedern, vor allem den "guten alten", stoßt? "Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, sonst wird dich der Jäger holen mit dem Schießgewehr", "Auf einem Baum ein Kuckuck saß, da kam ein frommer Jäger, der schoss den armen Kuckuck tot", "Der Schneider fängt ne Maus, er zieht ihr ab das Fell", "Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald, ihn wollt sie braten im Ofen braun wie Brot." Moralisch fragwürdig finde ich auch "In einen Harung jung und stramm".
Bin ich hormonell noch weichgespült oder stört euch das auch? Früher hat mich das nicht gestört, als Kind auch nicht, aber jetzt will ich das irgendwie nicht meiner Tochter vorsingen. Mein Mann meinte auch schon, dass wir auch wieder Die Ärzte hören könnten, die seien nicht so brutal. ;-)
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Re: Blutrünstige Kinderlieder

Hallo,
die einzige Liedzeile, die ich absolut nicht leiden kann ist in "Guten Abend, gute Nacht"... "morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt" ich singe dann immer "morgen früh, wenn wird's hell, wirst du wieder geweckt".
Ansonsten stören mich die Lieder aber nicht. Ich lese auch dem Großen die brutalen Märchen (also die originalgetreuen) vor "Ruckedigu, Blut ist im Schuh" und was es da so gibt.
Die Kiddies ( wie wir auch früher) überhören das alles. Es ist wie im Englischunterricht. Was man nicht versteht, das überhört man. Kinder stellen sich nicht vor, wie im Märchen "die falsche Gänsemagd" die Betrügerin im nageldurchsetzten Fass durch die Straßen gerollt wird und wie sich die Nägel dann durch Haut und Fleisch bohren. Wir Erwachsene sind in der Lage dazu, uns das vorzustellen, Kinder aber noch nicht (bzw. Sie sehen nicht den Schmerzfaktor und dass jemand dabei stirbt). Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass Märchen je westlicher man kommt, entbrutalisiert werden. In den englischsprachigen Ländern gibt es kein (wenig) Blut und auch nicht so große Grausamkeit. Meine Freundin hat ihre Doktorarbeit dazu geschrieben-sehr interessant das Thema :-)

Sing das und lies das, was du für richtig hälst. Und wenn dir Sachen zu brutal sind, lass sie einfach weg!

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Die Nudel

Re: Blutrünstige Kinderlieder

Oh, das mit der Liedzeile ist eine gute Idee! Ich war noch bei "wenn du willst," aber auch wenn es temporal ("wann") gemeint ist, klingt es konditional.
Stimmt, bei den Märchen hätte ich keine Probleme. Bei Büchern bin ich sowieso für Originale. Und bei den Liedern muss ich mal schauen - die sing ich oft auch in Gedanken automatisch vor mich hin. Aber gut zu wissen, dass das überhört wird. Zumindest wäre ich nicht dafür, diese Lieder aus einem Glockenspiel zu entfernen. ;-)
Mich würde interessieren, was deine Freundin herausgefunden hat. Wieso ist das so? Gibt es ähnliche Märchen oder ganz andere?

Re: Blutrünstige Kinderlieder

Guten Abend :-)
Ja, ich fand das Thema auch total spannend. Sie ist Australierin und fand folgendes heraus (sie hat die Arbeit an ihrer Uni in Perth geschrieben). Z.B. gibt es das Märchen "Aschenputtel" von China bis Amerika (also armes Stiefkind böse Stiefmutter). In China ist es extrem blutrünstig, in Amerika überhaupt nicht. Sie konnte natürlich nur Vermutungen anstellen, eine ist, dass der Umgang mit Gewalt und Brutalität ganz unterschiedlich in den jeweiligen Ländern ist. Auch wann genau das Märchen "enstand". Die Sammlung von den Gebrüdern Grimm stammt ja aus der frühen Neuzeit, die Überlieferung dieses einen chinesischen Märchens ist wohl viel älter und Cinderella wurde "verdisneysiert" also "gewaltfrei" gemacht.
Ist echt spannend das ganze (liegt aber auch schon unbeschreibliche 10 Jahre zurück - hab damals viel mit ihr drüber geskypt ).
Und es gibt wohl auch noch einen krassen Unterschied. Es gibt wohl im asiatischen Raum viele "Märchen" bei denen das Böse gewinnt, wohingegen ja europäische Märchen meist mit Gut gegen Böse, das Gute gewinnt enden. Auch christliche Elemente (Zahl 3 z.B.) kommen ja auch bei "unseren" Märchen vor.
Wie gesagt, ein sehr interessantes Tgemacht :-)

Weißt du was am Schönsten ist? Wenn die Kiddies älter sind, kann man die Bücher vorlesen, die man als Kind so verschlungen hat. Im Moment lesen wir dem Großen wiedermal Jim Knopf und die Wilde 13 vor (Jim Knopf und Lukas haben wir auch schon 2 mal durch). Mein Mann und ich streiten uns regelrecht, wer lesen darf. Oder wir erzählen uns danach, was denn alles so im Kapitel passiert ist.
Demnächst lesen wir Michel aus Lönneberga und dann Die kleine Hexe. Hach, das wird schön.
Es gibt auch ganz tolle adaptierte Geschichten: Robinson Crusoe, die Schatzinsel und Gulliver's Reisen haben wir auch schon durch :-)

Liebe Grüße
Die Nudel

Re: Blutrünstige Kinderlieder

Oh ja, mir ist das auch schon öfter aufgefallen. Von Grimms Märchen weiß man das ja, aber auch andere Kinderbücher wie Disney etc. sind da nicht gerade zimperlich. Die Kinder scheint es nicht zu stören, solange sie sich nichts drunter vorstellen können. Der Tod macht Kindern keine Angst, weil sie sich das nicht vorstellen können. Monster dagegen, und seien sie noch so knuffig und kuschelig dargestellt, machen unserem Großen ganz schlimme Angst, weil die ja unter seinem Bett, in einem dunklen Zimmer oder sonst wo lauern könnten. Und ganz ehrlich, als Kind habe ich Rotkäppchen und Co. geliebt. Besonders wenn meine Oma vorgelesen hat :-)

Liebe Grüße

Re: Blutrünstige Kinderlieder

Oha, das mit den kuscheligen Monstern hätte ich nicht gedacht! Ich hoffe, dein Großer hat ein paar tolle Stofftiere zur Verteidigung im Bett?
Bist du sicher, dass es deine Oma war? ;-) Hatte sie große Augen, große Ohren und ein großes Maul?

Re: Blutrünstige Kinderlieder

Hahaha. Ich lach mich kaputt :-D Ne, war schon meine Oma. Die konnte so toll vorlesen.

Re: Blutrünstige Kinderlieder

Hallo,

wenn dein Sohn Angst vor Monster hat könnt ihr vielleicht versuchen sich mit dem/der Monster anzufreunden. Fragen warum er denn glaubt das es ein böses Monster sei. Und was er glaubt was das Monster denn von ihm will. 

Vielleicht dem Monster auch ein Freundschaftsgeschenk machen und ihm abends ein Teller Gummibärchen, oder was dein Sohn sonst so mag,  hinstellen. 

Hat damals bei meiner Nichte super funktioniert. Außerdem war es auch eine große Erleichterung für alle, als wir endlich herausgefunden haben woher die Monstergeräusche kamen. Es war unsere Heizung ;-)

 

LG Schnorchel 

Re: Blutrünstige Kinderlieder

Ich seh das genauso. Ich mag meinen Kindern auch keine Märchen vorlesen oder erzählen von der bösen Stiefmutter, Kinder die in Käfigen gehalten werden (nachdem der Vater sie im Wald ausgesetzt hat) , Hexen die verbrannt werden, ein Daumenlutscher die Daumen angeschnitten werden, Mädchen die in Brunnen springen oder an einem Apfel ersticken. Ebenso keine Lieder vorsingen in denen der Fuchs oder der Kuckuck erschossen wird ect. pp.

Ich finde das alles sehr überholt und die Zeit ist einfach vorbei. Früher war eben doch nicht alles besser ;-)

und ja, dein Mann hat recht. Die Songs der Ärzte sind nicht halb so grausam:-D

Ich hatte als Kind eine Tante die mir mit dem Struwelpeter immer Angst gemacht hat. Ich hab immer in voller Besorgniss und Angst an meinen Daumen gelutscht. Bis ich meine Mutter davon erzählt hatte und sie mich beruhigen konnte, das niemand jemals meine Daumen abschneiden würde.....

Es heute so viele schöne Alternative. Mir erschließt sich der Sinn einfach nicht. 

Re: Blutrünstige Kinderlieder

Oh ja, den Struwwelpeter gibt es ja auch noch... Das ist nochmal ein anderes Kaliber.
Find ich interessant, wie unterschiedlich ihr das alle seht. Wie gesagt hab ich mit Märchen auch weniger Probleme (nur sollten sie halt "gut" ausgehen). Die sind ja auch irgendwie Kulturgut und in Kindergarten und Schule kommen sie dann sicher auch damit in Berührung.
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