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Trotz möglicher Nebenwirkungen

Rotavirus: Impfung gegen Rotaviren für Babys empfohlen

Das Rotavirus ist die häufigste Ursache von viralen Magen-Darm-Infekten bei Kindern. Rotaviren verursachen akuten Durchfall und Erbrechen. In Deutschland wird für Babys eine Rotaviren-Impfung ab der sechsten Lebenswoche empfohlen.

Rotavirus: Impfung gegen Rotaviren für Babys empfohlen
© iStock.com/domin_domin

Kurzübersicht

Das Rotavirus ist die häufigste Ursache von Magen-Darm-Infektionen weltweit. Bei Säuglingen und Kleinkindern verläuft die Erkrankung oft sehr schwer und geht mit großem Flüssigkeitsverlust einher, weshalb in Deutschland jährlich bis zu 20.000 Kinder im Krankenhaus behandelt werden. Symptome sind starker, wässriger Durchfall und Erbrechen, Bauchschmerzen und gelegentlich Fieber. Behandelt wird die Erkrankung symptomatisch, eine antivirale Therapie existiert nicht. In Deutschland empfiehlt die STIKO eine Impfung gegen Rotaviren beim Baby ab der sechsten Lebenswoche.

Schätzungsweise 90 Prozent aller Kinder haben in Deutschland bis zu ihrem dritten Lebensjahr bereits eine Rotaviren-Infektion durchgemacht. Babys und Kleinkinder sind besonders anfällig, weil ihr Immunsystem noch keinen spezifischen Schutz gegen diese Erreger aufbauen konnte. Am häufigsten betroffen sind Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen über 79 Jahre. Durch das Rotavirus verursachte Magen-Darm-Infektionen treten das ganze Jahr über auf, saisonal gehäuft von Februar bis April.

In Deutschland waren im Jahr 2017 Durchfallerkrankungen aufgrund von Rotaviren mit 36.547 Fällen über alle Altersgruppen die dritthäufigste meldepflichtige Erkrankung nach dem Norovirus und der Campylobacter-Infektion. Im Vergleich zum Vorjahr stieg zwar die Zahl der gemeldeten Fälle – doch noch immer ist die Zahl der Erkrankungen seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 niedriger als davor. Das ist vermutlich auch auf die zunehmende Inanspruchnahme der Impfung beim Baby zurückzuführen.

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Rotaviren: Ansteckung

Die Ansteckung mit Rotaviren erfolgt von Mensch zu Mensch durch fäkal-orale Schmierinfektion: Mit dem Stuhl Betroffener ausgeschiedene Erreger gelangen über kleinste Stuhlreste an den Händen weiter zum nächsten Menschen, von dort in den Mund und in den Verdauungstrakt (Stuhl-Hand-Mund). Auch an Toilettenspülungen, Türklinken, gemeinsam benutzten Handtüchern oder Spielzeug können die Erreger haften. Eine Ansteckung über Lebensmittel oder Wasser ist zwar eher selten, aber möglich.

Aufgrund der leichten Ansteckung sind häufiges Händewaschen und strikte Hygiene (regelmäßiges Reinigen von Oberflächen, Handtücher, Waschlappen, Unter- und Bettwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius waschen) bei Erkrankten in der näheren Umgebung sehr wichtig. Das gilt vor allem für Eltern von infizierten Kindern, die sich zwar nicht mehr so leicht anstecken, das Virus aber weitertragen können. Auch nach dem Entsorgen von Windeln ist Händewaschen empfehlenswert, denn selbst im eingetrockneten Stuhl sind Rotaviren noch mehrere Tage lang infektiös.

Da das Rotavirus während der gesamten Krankheitsdauer über den Stuhl ausgeschieden wird, besteht die Ansteckungsfähigkeit während dieser Zeit ungebrochen fort, in der Regel aber nicht länger als acht Tage. Nur in schweren Fällen wie sie zum Beispiel bei Frühgeborenen sowie Kindern und Erwachsenen mit einer Immunabwehrschwäche oder älteren Menschen auftreten können, werden noch länger Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden.

Die Inkubationszeit, also die Dauer von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome, ist bei Rotaviren mit ein bis drei Tagen recht kurz.

Rotavirus: Symptome

Ob das Rotavirus oder andere Erreger für eine Magen-Darm-Infektion, auch Brechdurchfall genannt, verantwortlich sind, lässt sich anhand der Symptome nicht wirklich unterscheiden. Nach durchschnittlich zwei bis sechs Tagen klingen die Symptome ab. Typische Beschwerden sind:

  • plötzlich einsetzender, wässriger Durchfall (oft mit Schleimspuren im Stuhl)
  • akutes Erbrechen
  • oft einhergehend mit Bauchschmerzen
  • leichtes bis mäßiges Fieber

Im Vergleich zu anderen Magen-Darm-Infekten verläuft die Rotaviren-Infektion bei Babys und Kleinkindern bis zu zwei Jahren oft schwerer – etwa 20.000 betroffene kleine Kinder werden in Deutschland jährlich im Krankenhaus behandelt. Todesfälle aufgrund sehr schwerer Verläufe sind aber eher selten und betreffen in der Regel meist ältere Menschen.

Kinderkrankheiten und ihre typischen Beschwerden

Diagnose nur im Labor möglich

Rotaviren lassen sich anhand einer Stuhlprobe im Labor nachweisen. Da es sich um eine in Deutschland meldepflichtige Erkrankung handelt, wird diese Diagnostik bei Verdacht auf das Rotavirus durchgeführt.

Therapie erfolgt symptomatisch

Aufgrund des Flüssigkeitsverlusts durch Erbrechen und Durchfall sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eventuelle Gabe von Elektrolyten geachtet werden. Eine antivirale Behandlung existiert nicht und Antibiotika können gegen Viren nichts ausrichten. Von Selbstmedikation und Mitteln, die die Darmbewegungen hemmen, sollte abgesehen werden, vor allem bei Kindern.

Voll gestillte oder voll flaschenernährte Säuglinge erhalten weiter nach Bedarf Muttermilch oder die Flasche. Bieten Sie Ihrem Baby öfter etwas zu trinken an, zwingen Sie es aber nicht dazu, mehr zu trinken als es möchte.

Eine Behandlung im Krankenhaus ist bei zu starkem Flüssigkeitsverlust angezeigt. Besonders Babys und Kinder trocknen bereits innerhalb von Stunden aus, weshalb auch etwa die Hälfte der betroffenen Kinder unter fünf Jahren im Krankenhaus behandelt wird. Dort verabreicht man ihnen intravenös Flüssigkeit und Elektrolyte.

Rotaviren: Impfung beim Baby

In Deutschland sind zwei Wirkstoffe zur Impfung gegen Rotaviren zugelassen, die im Rahmen einer Grundimmunisierung im Abstand von vier Wochen mehrere Male als Schluckimpfung gegeben werden. Bei gesetzlich Versicherten übernimmt die Krankenkasse die Kosten, bei privat Krankenversicherten richtet sich das nach dem entsprechend abgeschlossenen Vertrag.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt den Beginn der Impfung gegen Rotaviren ab der vollendeten sechsten Lebenswoche bis spätestens zur zwölften Lebenswoche im Rahmen einer Grundimmunisierung. Auch Frühgeborene werden der Empfehlung nach bereits in der sechsten Lebenswoche geimpft, da das Rotavirus bei ihnen zu schwereren Infektionsverläufen führen kann.

Gegen eine Immunisierung spricht eine aktuelle Infektion oder Unwohlsein des Kindes. Dann sollte die Impfung auf einen späteren Termin verschoben werden.

Für die Schluckimpfung mit Lebendimpfstoff sind je nach Impfstoff zwei bis drei Dosen nötig, die im Abstand von mindestens vier Wochen gegeben werden. Empfohlen wird, die Impfung gegen Rotaviren beim Baby bis zum Alter von 16 Wochen (beim verwendeten Impfstoff Rotarix®) beziehungsweise bis zum Alter von 20 bis 22 Wochen (beim verwendeten Impfstoff RotaTeq®) abgeschlossen zu haben, da die Wahrscheinlichkeit der seltenen Nebenwirkung Darminvagination mit zunehmendem Impfalter steigt.

Nach der Grundimmunisierung besteht in der Regel ein Schutz für zwei bis drei Jahre beziehungsweise Saisons. Danach steht die Prävention im Vordergrund. Trotz Impfung besteht jedoch kein hundertprozentiger Schutz vor dem Rotavirus. Die Verläufe scheinen bei geimpften Kindern jedoch weniger schwer zu sein. Es kann natürlich weiterhin Brechdurchfall auftreten, der durch andere Viren verursacht wird.

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Nebenwirkungen der Rotaviren-Impfung

Nebenwirkungen wie Fieber (bis 39,5 Grad Celsius bei der rektalen Messung), leichter Durchfall und/oder Erbrechen können nach einer Impfung gegen Rotaviren auftreten. Viele Kinder sind nach einer Impfung leicht reizbar, "quengelig" und zeigen ein Unwohlsein. In sehr seltenen Fällen kommt es zur sogenannten Impfkrankheit, bei der die Symptome der eigentlichen Erkrankung in sehr abgeschwächter Form einige Tage lang auftreten.

Zu den seltenen Nebenwirkungen der Rotaviren-Impfung gehört die Darmeinstülpung (Invagination). Sie tritt bei ein bis zwei je 100.000 geimpfter Kinder auf. Anzeichen einer Invagination sind starke Bauchschmerzen und blutiger Stuhl sowie möglicherweise Erbrechen. Die Beschwerden werden dadurch hervorgerufen, dass sich der Darm ein Stück weit in sich selbst einstülpt. Wenn Sie diese Symptome bei Ihrem Kind beobachten, sollten Sie umgehend den Kinderarzt beziehungsweise ein Kinderkrankenhaus aufsuchen. Berichten Sie dort auch von einer eventuell gerade durchgeführten Impfung gegen das Rotavirus. Mittels Abtasten und Ultraschall kann eine Darmeinstülpung diagnostiziert werden. Mit einem Einlauf wird der Darm durchgespült und kann sich dadurch wieder "entstülpen", wodurch eine Operation nur in den seltensten Fällen nötig wird.

Was Eltern nach der Rotaviren-Impfung beachten sollten

Es gibt Hinweise darauf, dass der Impferfolg bei gestillten Kindern kleiner ist als bei nicht gestillten. Möglicherweise wird dies durch bestimmte Antikörper gegen das Rotavirus in der Muttermilch verursacht, die gleich nach der Impfung zur Neutralisierung der Impfdosis führen. Die aktuelle Empfehlung lautet daher, Kinder eine Stunde vor und nach der Schluckimpfung nach Möglichkeit nicht zu stillen. Umgekehrt könnte das natürlich auch ein Hinweis darauf sein, dass Muttermilch "echte" Rotaviren inaktiviert und gestillte Kinder somit besser vor den Erregern geschützt sind. Wissenschaftliche fundierte Studienergebnisse hierzu liegen aber nicht vor.

Nach den Impfterminen werden die Impfviren – genau wie die "tatsächlichen" Rotaviren – mit dem Stuhl ausgeschieden. Beim Wickeln kommen also auch die Eltern mit dem Rotavirus in Kontakt. Wenn Ihr Immunsystem gerade geschwächt ist, sollten Sie entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um sich nicht anzustecken. Sind Sie gesund, stellt das kein Problem dar.

Sind Erwachsene immun gegen Rotaviren?

Eine Infektion mit Rotaviren kann auch Erwachsene treffen, sie sind nicht automatisch immun. Sie sind zwar selten vom Virus betroffen, allerdings steigt das Infektionsrisiko mit zunehmendem Alter wieder. Die Erkrankung verläuft bei Erwachsenen jedoch wesentlich milder und oft so unspezifisch, dass sie gar nicht als solche wahrgenommen wird. Trotzdem scheiden sie während einer Infektion das Rotavirus mit dem Stuhl aus und sind so potentielle Überträger. Erst mit zunehmendem Alter oder bei einer Immunschwäche ändert sich das. So verläuft die Erkrankung bei Menschen über 70 Jahren und solchen mit einer Grunderkrankung oft ähnlich heftig wie bei Säuglingen und Kleinkindern.

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